Moser, Friedhelm - Kleine Philosophie für Nichtphilosophen.pdf
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DAS SPIEL<br />
ODER DER HERR DER FLIEGEN<br />
»Das ewige Leben ist ein Kind, spielend wie ein<br />
Kind, die Brettsteine setzend; die Herrschaft gehört einem<br />
Kind.«<br />
(Heraklit)<br />
»Merke dir: Du hast eine Rolle zu spielen in einem<br />
Schauspiel, das der Dichter bestimmt. Du musst sie<br />
spielen, ob sie lang oder kurz ist. Erhältst du die Rolle<br />
eines Bettlers, musst du sie ihrem Charakter nach verkörpern,<br />
genauso einen Krüppel, einen König oder<br />
Bürger. Deine Aufgabe ist nur, die zugeteilte Rolle gut<br />
zu spielen. Sie auszuwählen liegt in der Hand eines<br />
anderen.«<br />
(Epiktet)<br />
»Da ist ja ein riesengroßes Schachspiel im Gang –<br />
über die ganze Welt hin – wenn das die Welt ist, heißt<br />
das.AchwelcheinSpaß!Wennichdochauchmitvon<br />
der Partie sein könnte! Und wenn's als Bauer wäre,<br />
Hauptsache, ich könnte dabei sein – aber als Königin<br />
wäre freilich das Allerschönste.«<br />
(Lewis Carroll, Alice hinter den Spiegeln)<br />
Die Spielotheken schießen wie Pilze aus dem Pflaster. Im Fernsehen<br />
haben sich die Game-Shows breitgemacht. Therapiegruppen haben im<br />
Rollenspiel Strategien <strong>für</strong> und gegen die »Spiele der Erwachsenen« entwickelt.<br />
Jede neue Generation von Computerspielen setzt Maßstäbe,<br />
was die Perfektion der Virtualität angeht: Die Grenzen zwischen Spiel<br />
und Realität verschwimmen. Die internationalen Finanzmärkte funktionieren,<br />
wie man liest, nach den Gesetzen des Spielkasinos. Wer in<br />
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