Moser, Friedhelm - Kleine Philosophie für Nichtphilosophen.pdf
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oder, wenn es denn unbedingt »das Große, Starke, Feierliche« sein<br />
soll, die Besteigung eines Achttausenders. Aber es ist freilich leichter,<br />
ein paar Leute abzuknallen oder eine Bombe auszuklinken. Der<br />
Anblick eines Atompilzes soll ja durchaus Ehrfurcht gebietend sein.<br />
Schade nur, dass die Einwohner von Hiroshima und Nagasaki so<br />
wenig Sinn <strong>für</strong> Spiritualität hatten.<br />
DER KRIEG (wütend): Immerhin gehört Tapferkeit dazu, im Krieg seinen<br />
Mann zu stehen. Hinter dem ganzen pazifistischen Gequatsche<br />
steckt meines Erachtens nur klägliche Feigheit. Es ist doch absolut<br />
unglaublich, dass heutzutage das Eingeständnis von Angst als ein<br />
Zeichen von Mut gewürdigt wird! Der Gipfel der Absurdität, dass als<br />
wahre Helden die Befehlsverweigerer und Deserteure gelten! »Stell<br />
dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin.« Solche Leute würde ich<br />
gleich zum Minenräumen einsetzen.<br />
DER FRIEDE (triumphierend): Aber im Grundgesetz steht...<br />
DER KRIEG (würgt den Frieden, bis der keinen Mucks mehr von sich<br />
gibt): So, jetzt ist Ruhe.<br />
DIE PHILOSOPHIE (zitternd vor Entsetzen): Hören Sie auf, Sie bringen<br />
ihn ja um!<br />
DER KRIEG (gutgelaunt): Keine Sorge! Er kommt schon wieder zu sich.<br />
Der Friede ist genauso unsterblich wie Sie und ich.<br />
DIE PHILOSOPHIE: Na gut. Dann ziehe ich mich jetzt zur Beratung zurück.<br />
(Vorhang)<br />
�<br />
Einstein und Freud berieten zusammen über Möglichkeiten, die<br />
Menschheit von der Geißel des Krieges zu befreien. Einstein empfahl<br />
eine Art Weltgerichtshof, der alle auftretenden Konflikte schlichten<br />
sollte; dazu müssten alle Staaten einen Teil ihrer Autorität abtreten sowie<br />
genügend Truppen zur Durchsetzung der Urteilssprüche bereitstellen.<br />
Doch sein Grundton blieb Skepsis: »Im Menschen lebt ein<br />
Bedürfnis, zu hassen und zu vernichten. Diese Anlage ist in gewöhnli-<br />
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