Moser, Friedhelm - Kleine Philosophie für Nichtphilosophen.pdf
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»Friede« ist dagegen ein Synonym <strong>für</strong> »Glück«. Nicht umsonst haben<br />
sich die Menschen das Paradies als einen Hort des Friedens vorgestellt.<br />
Und steht etwa auf irgendeinem Grabstein: »Ruhe im<br />
Krieg«? Nein, alle Menschen sehnen sich nach äußerem und innerem<br />
Frieden. Der Krieg aber ist der Vater aller Verbrechen und gehört<br />
ausgemerzt.<br />
DER KRIEG (überlegen lächelnd): Zugegeben: Im Garten Eden soll Harmonie<br />
geherrscht haben. Und nach Marx wird die kommunistische<br />
Gesellschaft das Paradies auf Erden wiederherstellen. Aber das sind<br />
kindische Wunschträume. In Wirklichkeit ist ein Leben ohne Konflikte<br />
gar nicht vorstellbar. Das sagte schon Platon, Hobbes bestätigte<br />
es, und Darwin lieferte die biologischen Belege: Das Leben ist<br />
ein gnadenloser Kampf aller gegen alle. Ich, der Krieg, bin die gesunde<br />
Normalität, und Friede herrscht nur, wenn ich einmal Atem zu<br />
schöpfen geruhe.<br />
DER FRIEDE: Der »Kampf aller gegen alle« ist eine philosophische Kopfgeburt.<br />
Die Menschheit besteht nicht aus mörderischen Einzelgängern.<br />
In den Familien dominieren Liebe und Solidarität. Auch<br />
innerhalb einer Nation werden Konflikte normalerweise einvernehmlich<br />
oder juristisch geregelt. Was spricht gegen einen dauernden<br />
internationalen Gewaltverzicht? Dazu braucht es nicht viel (wie<br />
schon Kant wusste): Demokratisierung aller Staaten; eine Art Weltpolizei,<br />
die über das Völkerrecht wacht; Erziehung zum Kosmopolitismus.<br />
DER KRIEG (lacht): Warum schließen sich denn Menschen zusammen?<br />
Fünf Finger bilden eine Faust, und mit der Faust kann man besser<br />
dreinschlagen. Was sind Nationen anderes als große Räuberbanden?<br />
Staaten verbünden sich nicht um des Friedens willen, sondern gegen<br />
einen gemeinsamen Feind. Ein weltumspannendes Bündnis ist<br />
deshalb ein Widerspruch in sich, solange wir nicht in einem »Krieg<br />
der Welten« gegen Killer-Tomaten aus dem All antreten müssen.<br />
DER FRIEDE (eifrig): Gemeinsame Feinde gäbe es genug: Hunger,<br />
Krankheiten, Umweltzerstörung. In einer friedlichen Welt könnten<br />
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