Moser, Friedhelm - Kleine Philosophie für Nichtphilosophen.pdf
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tionäre Apotheose des Humors.<br />
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Wir, die Kinder dieser Revolution, leben in einer entwickelten Witzkultur.<br />
Cartoons, Karikaturen, Glossen in jeder Zeitung, im Kino<br />
Woody Allens jüngster Film (»Celebrity«), im Fernsehen unser täglich<br />
Sitcom (mit oder ohne Gelächter aus der Dose) und zum Einschlafen<br />
die Late-Night-Show. Kabarett auf Kellerbühnen, Nonsense in Messehallen,<br />
Werbegags auf Plakatwänden. Ein allgegenwärtiger Supidupi-<br />
Markt des Humors. Für jeden Geschmack, <strong>für</strong> jede Geschmacklosigkeit<br />
das Richtige. Den einen ergötzt der Lachsack, der andere steht auf Verona<br />
Feldbusch, ein dritter hat's lieber etwas feinsinniger. Humor ist etwas<br />
sehr Persönliches. Sigmund Freud hat ihn nicht umsonst als einen<br />
entfernten Verwandten des Traumes gedeutet. Wer einen Witz erzählt,<br />
gibt damit seine Visitenkarte ab. Verrate mir deinen Lieblingswitz, und<br />
ich sage dir, wer du bist!<br />
Mein Lieblingswitz geht so – und ich schicke schon mal die Warnung<br />
voraus, dass es ein ausgesprochen intellektueller Witz ist, ein Metawitz<br />
sozusagen, fast schon ein koan, und die meisten Leute brauchen<br />
Minuten, um ihn zu kapieren – also, er spielt im Wilden Westen und<br />
geht so: Ein Pferd kommt in den Saloon, trabt an die Bar und bestellt einen<br />
Whisky: »Aber mit dreizehn Eiswürfeln!« Der Barkeeper schenkt ein<br />
und schiebt das Glas über den Tresen. Das Pferd versucht das Glas zufassen,<br />
stellt sich dabei aber so ungeschickt an, dass das Glas runterfällt. Peng!<br />
Der Whisky spritzt, und die Eiswürfel kullern über den Boden. Das Pferd<br />
leckt einen nach dem anderen auf. Es findet aber nur zwölf.<br />
Na, haben Sie ihn? Sonst rufen Sie dreimal, so laut sie können:<br />
»Witz, komm raus, du bist umzingelt!«<br />
�<br />
Was ist es, das uns zum Lachen reizt? Immanuel Kant fand: »Es muss<br />
in allem, was ein lebhaftes, erschütterndes Lachen erregen soll, etwas<br />
Widersinniges sein.« Und weiter: »Das Lachen ist ein Affekt aus der<br />
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