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Moser, Friedhelm - Kleine Philosophie für Nichtphilosophen.pdf

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Praxis der Liebe schwindet im gleichen Maße, wie ihre Theorie zunimmt.<br />

Es ist allgemein bekannt, dass Literaturkritiker miserable<br />

Schriftsteller sind. Es ist genauso wahr, dass professionelle Pädagogen<br />

als Eltern oft versagen, weil ihnen die Unbefangenheit fehlt. Genauso<br />

ist es mit der Liebe. Wir haben fünf Dutzend Bücher zum Thema Partnerschaft<br />

gelesen, uns dreihundert einschlägige Talk-Shows reingezogen,<br />

an Tausenden von Diskussionen teilgenommen, kurz: wir sind<br />

Experten geworden, wir wissen genau, wie die Partnerschaft aussehen<br />

sollte, wir können auch prächtig über das Zusammenleben fachsimpeln,<br />

aber wir wissen nicht mehr, wie's geht. »Wie schaffst du es eigentlich,<br />

dass du nicht ins Stolpern kommst?« fragte die Kröte den Tausendfüßler,<br />

worauf der prompt auf die Nase fiel. Schwierige Dinge bringt man<br />

am besten unbewusst zustande. Die Theorie ist der natürliche Feind der<br />

Praxis.<br />

Das dürfte auch ein Grund da<strong>für</strong> gewesen sein, dass Arthur Schopenhauer,<br />

der Autor einer hochintelligenten »Metaphysik der Geschlechtsliebe«,<br />

so unromantisch scheiterte, als er um die kleine Flora Weiß warb<br />

(er war dreiundvierzig, sie siebzehn). Bei einer Kahnpartie auf einem<br />

Berliner See reichte er dem Mädchen Weintrauben. Und die arme Flora?<br />

»Ich wollt' sie aber nicht haben. Mir war's eklig, weil der olle Schopenhauer<br />

sie angefasst hat, und da ließ ich sie so ganz sachte hinter mir<br />

ins Wasser gleiten.«<br />

Bevor es uns ähnlich ergeht, hören wir an dieser Stelle auf, über die<br />

Liebe zu philosophieren. Man braucht, um zu lieben, nicht zu wissen,<br />

was Liebe ist. Wie gesungen: »All you need ist love, love, love, love is all<br />

you need.«<br />

Zum Weiterlesen empfehle ich:<br />

Liebesbriefe.<br />

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