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Moser, Friedhelm - Kleine Philosophie für Nichtphilosophen.pdf

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kann Erstaunliches leisten, wie der folgende Gedankengang beweist:<br />

Jeder Detektiv weiß: Wenn es ein Mordopfer gibt, dann gibt es auch<br />

einen Mörder. Allgemein gesprochen: Keine Wirkung ohne Ursache.<br />

Oder, in logischen Begriffen: Keine Folge ohne Grund.<br />

Davon ausgehend, kombinierte Aristoteles, der Stammvater der traditionellen<br />

Logik:<br />

»Wenn die Welt in Bewegung ist, dann muss etwas<br />

diese Bewegung ausgelöst haben.<br />

Die Welt ist in Bewegung.<br />

Also muss etwas diese Bewegung ausgelöst haben.«<br />

Aber was konnte das kosmische Mobile angetickt haben? Der<br />

Mensch hatte ein Alibi vorzuweisen, da er selbst nur ein Teil der Welt<br />

war, ebenso jedes andere endliche Wesen. Folglich musste ein Ganz<br />

Großer Unbekannter <strong>für</strong> den Initialschubs verantwortlich sein. Aristoteles<br />

nannte ihn den »ersten unbewegten Beweger«. Auf den populären<br />

Begriff gebracht, heißt das: Gott.<br />

�<br />

Über Gott gibt es mindestens so viele Theorien wie über Jack the<br />

Ripper. Spätestens seit Kant gilt es jedoch als ausgemacht, dass sämtliche<br />

»Gottesbeweise« entweder auf falschen Voraussetzungen beruhen<br />

oder schlicht Trugschlüsse sind.<br />

Der Trugschluss heißt so, weil er dem gültigen Schluss zum Verwechseln<br />

ähnlich sieht. Er ist eine Fata Morgana in der logischen Landschaft,<br />

ein Wechselbalg in der Wiege der Wahrheit. Für den Logiker ist<br />

die Trugschlussdiagnose deshalb genauso wichtig wie <strong>für</strong> den Detektiv<br />

die Auskunft des Gerichtsmediziners.<br />

Bleiben wir bei unserem Ausgangsbeispiel und vergleichen wir die<br />

folgenden Schlüsse:<br />

– 119 –

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