Moser, Friedhelm - Kleine Philosophie für Nichtphilosophen.pdf
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nicht am Raum und an der Zeit, die wir doch nie ausschöpfen werden.<br />
Bemühen wir uns also, richtig zu denken, das ist die Grundlage der<br />
Sittlichkeit.«<br />
Pascal steht in einer langen Reihe von Philosophen, die »das richtige<br />
Denken« zum Kern des Menschseins und zum Keim der Tugend erklärt<br />
haben. Doch das beweist lediglich, wie ansteckend der egozentrische<br />
Fehlschluss (Nr. 1) ist. Der religiöse Mensch sucht das Heil im Glauben,<br />
der Tatmensch in der Unternehmung und der Vernunftmensch<br />
selbstverständlich – in der Logik. Dabei lehrt die Erfahrung, dass der<br />
Mensch weit mehr als eine Rechenmaschine ist und dass logisches Denken<br />
weder glücklich macht noch gut. Einem Heer von Sherlocks würde<br />
im Nu eine Armee von genialen Schurken gegenübertreten. Und wo<br />
bliebe die Liebe?<br />
Nein, es wäre wohl absurd, das Spielzeug der Philosophen zum<br />
Pflichtfach <strong>für</strong> alle zu machen. Der Mensch ist nun mal ein schlampertes<br />
Wesen, ein unberechenbares Wesen, ein liebenswerter Chaot, ein<br />
Odysseus ohne Ithaka, ein Kompass ohne Norden, ein Vogel ohne<br />
Nest. Sein Wegweiser ist der Wetterhahn. Es wäre nicht allein ein hoffnungsloses<br />
Unterfangen, sein Leben fest in ein logisches Korsett schnüren<br />
zu wollen, sondern auch – unlogisch. Logisch, oder?<br />
Zum Weiterlesen empfehle ich:<br />
Eike von Savignys Bücher Grundkurs im logischen Schließen und<br />
Grundkurs im wissenschaftlichen Definieren (München 1970 bzw.<br />
1976).<br />
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