Moser, Friedhelm - Kleine Philosophie für Nichtphilosophen.pdf
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2)Der Fehlschluss von Gefühlen auf Tatsachen, vom Wunsch auf<br />
die Wirklichkeit. (»Ich liebe Gwyneth Paltrow, sie muss ein<br />
wunderbarer Mensch sein.«)<br />
3)Der Fehlschluss von Einzelbeobachtungen auf eine Naturgesetzlichkeit.<br />
Wenn sich ein Vorgang über längere Zeit regelmäßig wiederholt,<br />
meinen wir, dass dem eine Gesetzlichkeit zugrunde liegen<br />
müsse. »Jeden Morgen geht die Sonne auf, jeden Abend unter.<br />
Das ist so, das war so; folglich wird es immer so sein.« Aber nun<br />
stellen wir uns eine Zivilisation von Blutkörperchen vor, die in<br />
einem menschlichen Körper Achterbahn fährt. Nach ein paar<br />
Jahren im Kreislauf behauptet eine geniale Leukozyte, die Herzpumpe<br />
arbeite bis in alle Einigkeit. Die anderen Blutkörperchen<br />
reagieren skeptisch: Nichts sei von Dauer. Doch Jahrzehnt um<br />
Jahrzehnt vergeht, und das Herz schlägt immer noch. Als der<br />
Körper seinen hundertsten Geburtstag feiert, wird die Ewigkeitshypothese<br />
allgemein akzeptiert. Man setzt der genialen<br />
Leukozyte einen Thrombus als Denkmal ...<br />
4)Der Fehlschluss von der Vergangenheit auf die Zukunft. (»Die<br />
Geschichte entwickelt sich auf ein bestimmtes Ziel hin. Wir<br />
können daher, so wie wir aus der Flugkurve eines Geschosses<br />
seinen Einschlagsort berechnen können, so wie sich der Wachstums-,<br />
Reifungs- und Alterungsprozess eines Organismus vorhersagen<br />
lässt, nach einem gründlichen Studium der Geschichte<br />
auch die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft prognostizieren.«)<br />
5)Der Fehlschluss vom Sein auf das Sollen.<br />
Die Welt an sich ist weder gut noch schlecht. Steine, Wolken,<br />
Pflanzen sind zu nichts verpflichtet. Der Weiße Hai pfeift auf<br />
die Zehn Gebote. Die Moralgesetze wurzeln nicht in der Natur,<br />
sie sind eine Erfindung der Menschen.<br />
Ich gehe an einem See spazieren. Da bemerke ich einen<br />
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