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Bildung - Alles, was man wissen muss

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DIE GESCHICHTE EUROPAS 101<br />

Meer: All das bot Gelegenheit für Regatten mit Tausenden von wimpelgeschmückten<br />

Booten und Gondeln auf dem Canale Grande und dem Meer vor der Piazza San<br />

Marco mit der orientalischen Fassade der Markuskirche und des Dogenpalastes. Venedigs<br />

Karneval wurde berühmt. Und je weiter die Geschichte fortschritt und Venedig<br />

überdauerte, desto mehr wurde die Stadt ein Ort der Poesie, der Sehnsucht und der<br />

Hochzeitsreisenden. Dabei war Venedig auch verantwortlich für eine zweifelhafte urbane<br />

Erfindung: das Ghetto der Juden, so benannt nach einer Gießerei – getto – auf<br />

dem Gelände, das allen anderen Ghettos der Welt seinen Namen gegeben hat.<br />

Diese Städte Italiens wurden spätestens vom Ende des 17. Jahrhunderts an zum<br />

Ziel der <strong>Bildung</strong>sreisen der jungen Männer Europas. Solche <strong>Bildung</strong>sreisen empfehlen<br />

sich auch heute noch. Wer sein Auge und seinen Geschmack bilden will, sollte<br />

statt an den Strand von Rimini nach Venedig, Florenz oder Rom fahren, denn die<br />

Frauen von Raffael und Tizian sind immer noch schöner als die Bikini-Mädchen aus<br />

der Kolonie von Wanne-Eickel und Bottrop.<br />

Ende der Renaissance<br />

Und warum versiegten nach 130 Jahren die Quellen, die diese Schönheit hervorgebracht<br />

hatten? Weil ein Italiener und ein Deutscher sie zuschütteten.<br />

– 1492 entdeckte der Genuese Christoforo Colombo Amerika, und die Portugiesen<br />

fanden den Seeweg nach Indien. Danach zogen die Kaufleute Nordwesteuropas es<br />

vor, ihre Waren über Antwerpen und Lissabon ein- und auszuführen. Das Erbe<br />

Italiens traten die Niederländer an.<br />

– 1517 schlug der Augustinermönch Martin Luther 95 Thesen mit religiös äußerst<br />

unkorrektem Inhalt an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg, die einer verbreiteten,<br />

wenn auch latenten (unterschwelligen) Unzufriedenheit mit der Kirchenleitung<br />

öffentlichen Ausdruck verliehen. Aus dem Rinnsal der Unzufriedenheit<br />

wurde schnell ein Dammbruch, der die Kirche endgültig spaltete. Am Ende, als<br />

die Wasser sich wieder verlaufen hatten, ließen die Fluten drei Lager zurück.<br />

– Die Katholiken. Sie blieben der römischen Kirche treu oder wurden mit dem<br />

Mittel verschärfter Überredung wieder eingefangen. Das geschah vor allem in<br />

Spanien, Italien, Frankreich, Polen und Irland.<br />

– Die Lutheraner und Anglikaner. Die Lutheraner folgten der Lehre Martin Luthers<br />

und bildeten Staatskirchen, die den Fürsten unterworfen waren. So geschah es in<br />

Skandinavien, dem Baltikum und Deutschland. Auch die anglikanische Kirche<br />

Englands war dem König unterworfen, aber sie kombinierte die katholische Liturgie<br />

(Gottesdienstordnung) mit der calvinistischen Lehre von der Prädestination<br />

(daß Gott das Schicksal einer jeden Seele vorherbestimmt hat).<br />

– Die Calvinisten und Puritaner. Der Name Calvinisten leitet sich von dem radika-

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