24.11.2013 Aufrufe

Bildung - Alles, was man wissen muss

Bildung - Alles, was man wissen muss

Bildung - Alles, was man wissen muss

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

112 WISSEN<br />

Die neue Kirche<br />

Darüber hinaus machte Luther die Bibel zur einzigen Richtschnur für alle religiösen<br />

Lehrmeinungen. Weil sie in der Bibel nicht vorkamen, schaffte er das Fegefeuer, die<br />

Verehrung Marias, die Heiligen und die Sakramente der Beichte und der letzten<br />

Ölung ab. Anstelle des Rituals machte er die Predigt zum Mittelpunkt des Gottesdienstes.<br />

So wurde mit der Predigt und der Bibel der protestantische Glaube eine Religion<br />

des Wortes und der Schrift.<br />

Seine heftigste Feindschaft aber galt dem Autoritätsanspruch des Papstes und der<br />

Römischen Kirche. Den Priestern wurde ihr Privileg genommen, als Mittler zwischen<br />

Gott und Menschen aufzutreten. Das machte auch den Zölibat der Priester (Ehelosigkeit)<br />

sinnlos. Jeder war nun sein eigener Priester. Das bedeutete den Todesstoß für die<br />

Autorität der Amtskirche. Die ganze Hierarchie wurde abgeschafft. Die Kirche hörte<br />

auf, Gottes Gnade zu verwalten und alles, <strong>was</strong> sie an Traditionen aus dem Heidentum<br />

übernommen hatte, wurde getilgt. Damit wurde das Christentum wieder jüdischer.<br />

Die universale Kirche von ehedem wurde durch nationale Landeskirchen ersetzt,<br />

von denen jede einzelne dem Staat Untertan war. Damit wurde die Religion wieder<br />

jenseitiger, während das Diesseits der Obrigkeit überlassen blieb. Das machte die Lutheraner<br />

staatsfromm.<br />

In dieser Hinsicht ereilte Luther das Schicksal eines jeden Revolutionärs: Er wurde<br />

von noch radikaleren für ihre sozialen Forderungen in Anspruch genommen. Mit<br />

Parolen aus Luthers Schriften kam es in Süddeutschland zu einem Bauernaufstand.<br />

Luther distanzierte sich, und die Revolte wurde blutig niedergeschlagen. Luther hatte<br />

den Punkt erreicht, an dem er sich gegen die Revolte wendete und auf die Seite<br />

der Herren schlug.<br />

Die Wiedertäufer<br />

Um die gleiche Zeit traten in der Schweiz die ersten Wiedertäufer auf. Sie praktizierten<br />

die Erwachsenentaufe, erwarteten die baldige Wiederkunft Christi, übten zivilen<br />

Ungehorsam und widersetzten sich friedlich jedem obrigkeitlichen Zwang. Einige<br />

befürworteten auch eine Art Kommunismus und die Vielweiberei. Sie gewannen<br />

schnell Zulauf und wurden ebenso schnell verfolgt, und zwar von Katholiken und<br />

Lutheranern gleichermaßen. Von Schwaben gelangte die Botschaft der Täufer nach<br />

Holland und überzeugte den Propheten Jan Mathys und seinen Jünger Jan Bokelsen<br />

aus Leiden. Kurz darauf ereilte sie der Hilferuf des Lutherischen Pastors Bernhard<br />

Rott<strong>man</strong>n aus Münster, der sich im Konflikt mit dem Bischof von Münster nicht<br />

mehr zu helfen wußte. Tatendurstig und von Gottes Hilfe beflügelt, eilten die beiden<br />

Holländer herbei und prügelten des Bischofs Söldner aus der Stadt. Unter dem Druck<br />

der bischöflichen Belagerung errichteten sie in Münster ein Regiment, das ein tota-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!