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Bildung - Alles, was man wissen muss

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364 WISSEN<br />

Das heißt: Wissenschaft bietet oft keine Sicherheit, sondern Unsicherheit. Sie entwickelt<br />

sich wie die Demokratie in Form der Komödie ( Formensprache der Literatur).<br />

Sie ist deshalb kontrovers und häufig polemisch. Der Ort für die Polemik ist<br />

die Fußnote ( • Fußnot e über die Fußnote). Deshalb sind nicht alle Fußnoten nur<br />

langweilig, weil sie etwa das, <strong>was</strong> <strong>man</strong> schon weiß, zum hundertsten Mal belegen. Es<br />

gibt auch solche, in denen unterhaltsame Kämpfe ausgetragen werden.<br />

In <strong>man</strong>chen Fällen waren die Revolutionen, in denen ein neues Paradigma die<br />

Regierung übernahm, so spektakulär und die neuen Paradigmen so grundlegend, daß<br />

damit wichtige Wissensbestandteile der Menschen neu begründet wurden und Eingang<br />

in ihr kulturelles Basis<strong>wissen</strong> fanden.<br />

Im folgenden wollen wir einige Konzepte Revue passieren lassen, die aus dem<br />

Schaum <strong>wissen</strong>schaftlicher Debatten geboren wurden.<br />

Evolution<br />

Jeder weiß heute, daß die Evolutionstheorie von Charles Darwin in seinem Buch<br />

Entstehung der Arten entwickelt wurde und das damalige Weltbild revolutionierte. Folgende<br />

Annahmen waren neu und schockierend:<br />

– Die Bibel mit ihrem Schöpfungsbericht ist nicht das Wort Gottes, das wortwörtlich<br />

vom Heiligen Geist diktiert wurde, sondern eine ziemlich windige Sammlung<br />

von Legenden.<br />

– Vor allem ist der Mensch nicht wie jedes Geschöpf unmittelbar aus der Hand<br />

Gottes entsprungen, sondern entstammt einer Familie, zu der sehr peinliche Vorfahren<br />

zählen wie Schimpansen und Gorillas.<br />

– Die Welt ist nicht, wie <strong>man</strong> bisher immer geglaubt hat, 60.000 Jahre alt, sondern<br />

in Jahrmillionen entstanden.<br />

Das schafft ein Gefühl temporaler Heimatlosigkeit, so als ob <strong>man</strong> als einsamer<br />

Zeitreisender durch leere Räume driftete.<br />

Bis zu Darwin war die Vorstellung der Evolution verschiedener Arten durch ein<br />

Paradigma blockiert, in dem sich verfeindete Lager gegenüberstanden: die Uniformitarier<br />

und die Katastrophisten. Unter der Führung des Geologen Charles Lyell glaubten<br />

die Uniformitarier, die Erde und das Leben auf ihr hätten sich während langer<br />

Zeiträume unter dem stetigen Einfluß von Kräften verändert, die <strong>man</strong> auch heute<br />

noch beobachten könne: Klima, Witterung, tektonische Verschiebungen. Die Uniformitarier<br />

galten als das <strong>wissen</strong>schaftlichere der beiden Lager. Unter dem Einfluß von<br />

Georges Cuvier konzentrierten sich die Katastrophisten dagegen auf die Brüche in<br />

der Erdentwicklung, die durch die vorgeschichtlichen Funde, die Ablagerungen, die<br />

Fossilien und den Vulkanismus belegt zu sein schienen. Daraus leiteten sie die These<br />

ab, daß die Erde von einer Reihe von Katastrophen heimgesucht wurde, die wieder-

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