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Bildung - Alles, was man wissen muss

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58 WISSEN<br />

Kugel oder das Quadrat eine Ahnung von der Perfektion der Ideen vermitteln (siehe<br />

Aristophanes’ Mythos vom Kugelmenschen im Symposion). Auch können wir durch<br />

visionäre Zustände unsere sinnlichen Beschränkungen abwerfen und unserer Seele<br />

Flügel verleihen. Dann geraten wir in die Nähe unseres vorgeburtlichen Seelenzustands<br />

und erinnern uns an das Reich der Ideen, aus dem unsere Seele stammt und an<br />

dem sie teilhat, wenn sie denkt.<br />

Die Ideen selbst bilden eine Art Gravitationssystem von Himmelskörpern mit<br />

Ideen von sonnenhafter Anziehungskraft, um die dann kleine Ideen-Trabanten rotieren.<br />

Die zentrale Sonne ist die Idee der Trinität (Dreieinigkeit) vom Guten, Wahren<br />

und Schönen.<br />

Platons Philosophie trennt deshalb nicht zwischen Morallehre (Ethik), Erkenntnistheorie<br />

und Kunsttheorie (Ästhetik). Philosophie zu betreiben ist selbst schon moralisch,<br />

und Wissenschaft lebt von der Attraktivität (Anziehungskraft) des Erotischen<br />

(siehe das Symposion und die Stufenleiter der Liebe). Selten ist Philosophie so attraktiv<br />

dargestellt worden.<br />

Weit weniger sympathisch ist uns heute Platons Entwurf vom Idealstaat (die<br />

Schrift Politeia ist die erste Utopie). Familie und Eigentum sind abgeschafft, statt dessen<br />

herrscht eine staatliche Erziehungsdiktatur mit eugenischer Elitezüchtung und einem<br />

festgelegten <strong>Bildung</strong>sprogramm: in der Kindheit Mythenerzählung, dann Lesen<br />

und Schreiben, mit 14-16 Jahren Dichtung, mit 16–18 Mathematik, von 18-20 militärische<br />

Ausbildung, danach bleiben die Minderbemittelten beim Militär, die Begabten<br />

durchlaufen eine <strong>wissen</strong>schaftliche College-Ausbildung, und nach dem Ausscheiden<br />

der praktisch Veranlagten, welche die niedere Beamtenlaufbahn einschlagen, beschäftigt<br />

sich die Elite fünf Jahre mit reiner Ideenlehre, bewährt sich 15 Jahre in<br />

höheren Regierungsämtern und kann dann mit 50 die Führung des Staates übernehmen.<br />

Man sieht: Von Anfang an zeigt die Utopie einen Zug ins Totalitäre und eröffnet<br />

die Dialektik, daß oft die besten Absichten den größten Rigorismus (starres Festhalten<br />

an Grundsätzen) begründen.<br />

Über Platons Wirkung ist gesagt worden, daß die europäische Philosophie aus<br />

nichts als Fußnoten zu Platon bestehe.<br />

Aristoteles (384-322)<br />

Aristoteles wurde als Sohn eines Arztes in Stagira auf Chalkidike geboren und deshalb<br />

später auch der »Stagirit« genannt. Von seinem siebzehnten Lebensjahr an studierte er<br />

20 Jahre in der Akademie Platons. Dann, nach einem Zwischenstop in Lesbos, wurde<br />

er 342 Lehrer des 14jährigen Alexander am Hof Philipps von Mazedonien. Nach dem<br />

Beginn von Alexanders Feldzügen kehrte er nach Athen zurück und gründete dort<br />

seine eigene Schule, das Lykeion (Lyzeum 334), in dessen Laubengängen er und seine

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