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Bildung - Alles, was man wissen muss

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DIE GESCHICHTE DER KUNST 287<br />

weil ihre Motive sehr populär geworden sind: Bauernhochzeiten, Wirtshausgelage,<br />

Wintervergnügungen auf zugefrorenen Teichen, Dorffeste und häusliche Szenen. Be-<br />

kannte Vertreter des Genres sind Peter Breughel der Ältere, Jan Steen und Peter de<br />

Hoch.<br />

Der größte Vertreter der Genre-Malerei im Barock ist Jan Vermeer aus Delft<br />

(1632–1675). Einige seiner Bilder sind zu modernen Kalender-Ikonen geworden und<br />

werden immer wieder reproduziert. So etwa Das Brief lesende Mädchen am offenen Fenster.<br />

Der Grund dafür liegt in der Beschränkung auf einen Raumausschnitt und in der<br />

Gestaltung des Bildes durch die Lichtregie: Sie machen nämlich das Bild intim; die jeweiligen<br />

Figuren wirken wie versunken. Dem entsprechen die Motive des Lesens und<br />

des Musikmachens (Herr und Dame am Virginal, Gitarrespielerin und Die Musikstunde),<br />

bis Vermeer mit dem Maler und dem Modell in Die Allegorie der Malerei die Malerei<br />

selbst malt. Darin steigert er die kontemplative Stimmung des Bildbetrachters durch<br />

das, <strong>was</strong> er darstellt. Das ist der Grund für seine Popularität, die noch verstärkt wurde,<br />

als der geniale Kunstfälscher Jan van Meegeren Vermeer-Bilder so meisterhaft fälschte,<br />

daß die meisten Experten getäuscht wurden. Wenn Sie mir bitte folgen möchten?«<br />

Rokoko<br />

»Das späte Barock betont das Ornamentale in Malerei und Architektur und das Dekorative.<br />

Dabei spielt das Muschelornament eine besondere Rolle, und das heißt auf<br />

Französisch ›rocaille‹. Von diesem Wort leitete sich die Bezeichnung ›Rokoko‹ ab, ein<br />

Stil, der die Zeit von 1720 bis 1760 beherrschte. Auch er geht wieder von Frankreich<br />

aus. Zwar ist er nach wie vor aristokratisch, aber er wandelt sich vom repräsentativen<br />

Staatstheater des Absolutismus zum Intimen, Spielerischen und Frivolen. Der entscheidende<br />

Einfluß ging von dem französischen Maler Antoine Watteau aus<br />

(1684–1721). Er schuf einen neuen Bildtyp: das galante Fest (fêtes galantes) und das<br />

Picknick (la fête champêtre). Es wurde das repräsentative Bildthema des Rokoko und<br />

drückte einen höfischen Eskapismus (Flucht vor dem Unangenehmen) ins Arkadische<br />

(ländlicher Glücksort) aus, bei dem <strong>man</strong> sich in Schäferspiele flüchtete und Träumen<br />

von ewiger Jugend und heiterer, nimmer versiegender Sinnlichkeit nachhing. Jean<br />

Honoré Fragonard (1732-1806) malte im Auftrag der königlichen Mätresse Madame<br />

Dubarry erotische Szenen als Schäferstunden (Die vier Stationen der Liebe), die allerdings<br />

so freizügig waren, daß die Auftraggeberin sie zurückwies. In der Französischen<br />

Revolution wurde seine Kunst verboten. Das war dem dritten großen Maler des Rokoko<br />

nicht passiert: François Boucher (1703–1770) verdankte seinen Aufstieg zum ersten<br />

Hofmaler der Madame Pompadour, einer Vorgängerin der Dubarry. Seine galant-erotischen<br />

Schäferspiele finden Gefallen, und <strong>man</strong> sieht ihm auch nach, daß er<br />

von der Mythologie nur die Liebesabenteuer der Götter zeigt: den Raub der Europa

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