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Bildung - Alles, was man wissen muss

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DIE GESCHICHTE EUROPAS 97<br />

Leonardo da Vinci aus Vinci (bei Enpoli; 1452–1519)<br />

Er dürfte wohl das bekannteste Bild der Welt gemalt haben, die Mona Lisa (hängt im<br />

Louvre in Paris). Er verkörperte am deutlichsten das Ideal des Renaissance-Menschen:<br />

nämlich das Universalgenie. Er war Architekt, Erfinder von Apparaten und<br />

Kriegsmaschinen, ein vollendeter Zeichner, ein unermüdlicher Naturforscher, ein<br />

ideenreicher Ingenieur und ein genialer Maler. Er entwarf Kostüme und Schmuck,<br />

malte Fresken und Porträts, baute Bewässerungskanäle, entwarf Badezimmer, malte<br />

Pferdeställe aus und schuf Madonnenbilder und Altäre. In Mailand malte er eins seiner<br />

berühmtesten Bilder: das Abendmahl. Es zeigt die Jünger in dem Moment, in dem<br />

Christus sagt: »Einer von euch wird mich heute verraten.« Dann ging Leonardo nach<br />

Florenz und ließ sich auf einen Wettbewerb mit seinem Rivalen Michelangelo ein.<br />

Leonardo malte ein Fresko auf der einen und Michelangelo auf der gegenüberliegenden<br />

Wand des gleichen Saales. Leonardo verlor, weil seine Farben verliefen. Zu dieser<br />

Zeit war er drei Jahre lang (1503-1506) damit beschäftigt, die Gattin des Francesco<br />

Giocondo aus Florenz immer wieder in sein Atelier zu bestellen und zu versuchen,<br />

ihr wehmütiges Lächeln und den rätselhaften Ausdruck ihres Gesichts auf die Leinwand<br />

zu bannen. Zu den Sitzungen ließ er Musiker kommen, die den Ausdruck der<br />

Wehmut auf ihrem Gesicht noch steigerten. Dabei gelang ihm das berühmteste Lächeln<br />

der Malerei. Hysteriker haben sich vor dem Bild erschossen. Der Oxforder Professor<br />

Walter Pater behauptete, daß sich in diesem Gesicht die gesamte Erfahrung der<br />

Menschheit ausdrückt. Vielleicht lächelte aber die Gioconda, bekannt geworden unter<br />

dem Namen Mona Lisa, auch ironisch über ein Geheimnis des Malers: Leonardo war<br />

homosexuell, und er hatte eine Macke, die Freud sehr interessierte: er war außerstande,<br />

ein Kunstwerk fertigzustellen. Auch die Mona Lisa behielt er selbst unter dem Vorwand,<br />

sie sei nicht fertig. Ansonsten war Leonardo von großer Körperstärke, bog ein<br />

Hufeisen mit der bloßen Hand, konnte reiten und fechten, legte Wert auf elegante<br />

Kleidung, schrieb mit links, liebte Kuriositäten und war äußerst neugierig. Sein<br />

zeichnerischer Blick war völlig unparteiisch und erfaßte ebenso das Groteske und das<br />

Häßliche wie das Schöne. Er war fasziniert von allen dynamischen Phänomenen,<br />

Wasserwirbeln, Wolken, Bergen, Felsen, Gebirgen, Blumenranken, Emotionen und<br />

Luftströmungen. Ständig beschäftigte er sich mit Problemen des Fliegens. Er entwarf<br />

oder baute Flugapparate, Fallschirme, eine Walzmaschine, einen Universalschraubenschlüssel,<br />

einen Mörser, ein Maschinengewehr, ein Unterseeboot und ein dampfgetriebenes<br />

Geschütz. Er beschäftigte sich mit Thermik, Akustik, Optik, Mechanik und<br />

Hydraulik, verglich die menschliche mit der tierischen Anatomie und fertigte unzählige<br />

Zeichnungen menschlicher Organe, Blutgefäße und Nervenfasern an. Er war<br />

eine der universalsten Begabungen, die je gelebt haben, und ist vielleicht nur mit<br />

Leibniz oder Goethe vergleichbar.

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