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Bildung - Alles, was man wissen muss

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DIE GESCHICHTE EUROPAS 109<br />

Am nächsten Tag hämmerte er einen Anschlag an die Tür der Schloßkirche, auf<br />

dem er seine Ablehnung in 95 Thesen begründete. Und um die richtige Öffentlichkeit<br />

herzustellen, übersetzte er seine Thesen auch gleich aus dem Lateinischen ins<br />

Deutsche. Das war am 31. Oktober 1517. Noch heute feiern die Protestanten diesen<br />

Tag als Reformationstag.<br />

Martin Luther<br />

Wer war dieser Martin Luther? Als Sohn eines Berg<strong>man</strong>ns sollte er Jura studieren, geriet<br />

aber vorher in eine Krise und schwur während eines Gewitters, wenn er überlebe,<br />

werde er sein Leben der Kirche weihen. Danach trat er als Mönch in ein Augustinerkloster<br />

ein, versuchte durch Askese seine Schuldgefühle loszuwerden, hungerte<br />

sich halb zu Tode und hatte schließlich, von den Kasteiungen zermürbt, ein Erlösungserlebnis:<br />

Bei der Lektüre einer Paulus-Stelle überflutete ihn plötzlich die Einsicht,<br />

nicht gute Werke, sondern allein der Glaube an Gottes Gnade werde den Menschen<br />

vor der Hölle retten. Danach machte er schnell Karriere. Er pilgerte nach<br />

Rom, wurde als Professor an die Universität von Wittenberg berufen und stieg die<br />

kirchliche Karriereleiter bis zum Generalvikar, dem Verwaltungschef des Bischofs,<br />

hinauf.<br />

Der Bruch mit Rom<br />

Die Reaktion auf Luthers Thesen war ein wilder Pamphletenkrieg mit den üblichen<br />

Drohungen des Establishments: Feuer und Schwert. Daraufhin zitierte Papst Leo Luther<br />

nach Rom. Nun wurde Dr. Martinus eine Schachfigur auf dem Feld der Politik.<br />

Leo hatte nämlich beschlossen, eine neue Steuer zur Finanzierung eines Kreuzzuges<br />

zu erheben, 10 bis 12 Prozent des Einkommens sollten die Leute herausrücken (zusätzlich<br />

zu allen anderen Steuern, Gebühren und Abgaben). Das war Kaiser Maximilian<br />

und den Fürsten zuviel. Sie protestierten heftig und hielten Luther als ideologische<br />

Waffe in der Hinterhand. Statt nach Rom mußte er zum Reichstag nach Worms.<br />

Da sollte er sich vor dem Gesandten des Papstes, Kardinal Cajetan, wegen Ketzerei<br />

verantworten und seine Irrlehren widerrufen. Er widerrief nicht, und seine Kollegen<br />

an der Wittenberger Universität, Philipp Melanchthon und Andreas Karlstadt, stellten<br />

sich auf seine Seite. Der Vizekanzler der Uni Ingolstadt (später hat Frankenstein hier<br />

studiert), Johannes Eck, heizte die Stimmung an, indem er Luther zum Disput herausforderte.<br />

Während des Streitgesprächs ließ sich Luther dazu hinreißen, die Autorität<br />

des Papstes anzuzweifeln. Das ging an die Wurzel, war also radikal (von radix, lat.<br />

für Wurzel).<br />

Eck kehrte nach Rom zurück und empfahl die Exkommunikation (Ausschluß aus<br />

der Kirche, Vorform des Parteiausschlusses) Luthers. Das ganze Land aber feierte

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