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Bildung - Alles, was man wissen muss

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310 WISSEN<br />

bilde, das aus fünf Ganzton-Schritten und zwei Halbton-Schritten besteht. Abhängig<br />

davon, mit welchem Ton wir anfangen, hat jede Leiter (auch Skala genannt) einen anderen<br />

Charakter, und dieser Charakter hängt ausschließlich davon ab, wo im Verhältnis<br />

zum Ausgangston wir die beiden Halbton-Schritte einbauen. Bezeichnet werden<br />

diese Töne einer solchen Ausgangsskala simplerweise mit Buchstaben: die weißen<br />

Tasten folgen dem Alphabet von A bis G, wobei B auf Deutsch nicht B sondern H<br />

heißt. Die griechischen Musiktheoretiker haben die Tonleitern systematisiert und den<br />

verschiedenen Skalen Namen gegeben, die irgendwie nach Architektur klingen: dorisch,<br />

phrygisch, lydisch, miksolydisch und ionisch, und als Varianten das Ganze noch<br />

mal mit der Vorsilbe hypo ausgestattet, also hypodorisch, hypophrygisch etc. Und jetzt<br />

kommt die gute Nachricht: Die Musikgeschichte hat später, nach dem Ausgang des<br />

Mittelalters, fast alle diese Skalen wieder über Bord geworfen und nur zwei behalten,<br />

nämlich ionisch und äolisch, besser bekannt unter den Namen Dur und Moll.<br />

Mittelalterliche Musik<br />

In den Gottesdiensten der frühen Kirche waren Instrumente gänzlich verboten, und<br />

<strong>man</strong> beschränkte sich darauf, Gott in Hymnen zu huldigen. Zwei Formen traten dabei<br />

in den Vordergrund: das sogenannte Psalmensingen und der Gregorianische Choral.<br />

Dabei handelt es sich um einen einstimmigen religiösen Gesang in lateinischer<br />

Sprache, der auch heute noch zur katholischen Liturgie gehört. Papst Gregor vereinheitlichte<br />

Ende des 6. Jahrhunderts die römische Liturgie und bemühte sich, wie andere<br />

Päpste nach ihm auch, die verschiedenen Gesänge in den diversen Erzbistümern<br />

und Klöstern zu sammeln. Dazu war es nötig, die Musik zu notieren, und nach diversen<br />

Versuchen und Varianten einer Zeichensprache setzte sich das System von Guido<br />

von Arezzo (992–1050) durch, das die Tonhöhe auf Linien markierte – die früheste<br />

Form unserer heutigen Notenschrift. So entstand der größte Teil der uns überlieferten<br />

Musik des Mittelalters als religiöse Musik in den Kirchen und Klöstern. Sie diente<br />

ausschließlich der Verherrlichung Gottes. Dabei muß <strong>man</strong> die Wirkung des liturgischen<br />

Gesangs mit der Architektur in Zusammenhang bringen: Betrachtet <strong>man</strong> die<br />

zum Himmel strebenden Kirchenbauten der Gotik auch unter dem Aspekt der<br />

Akustik, so werden zwei Effekte der musikalischen Liturgie klar: Gott ist überall, denn<br />

der Schall der liturgischen Gesänge wird durch die gesamte Kirche getragen; und<br />

Gott hört alles, weil auch das leiseste Flüstern noch vernehmbar ist. Der durch die<br />

Hallwirkung des Kirchenbaus verstärkte lateinische Gesang war vermutlich eine der<br />

überzeugendsten Demonstrationen der Allmacht Gottes, die das Mittelalter kannte.<br />

Aber auch die weltliche Musik des Mittelalters war vor allem gesangsorientiert.<br />

Die französischen Troubadours waren seit dem 11. Jahrhundert die Gesangstars des<br />

Adels und des Rittertums. Später folgten die deutschen Minnesänger. Die Melodien

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