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Bildung - Alles, was man wissen muss

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180 WISSEN<br />

der Suche nach Verrätern fand <strong>man</strong> immer die Juden. Derweil planten die Generalstäbe<br />

schon im Frieden den Krieg. Das war das Ergebnis des zerfallenden Bündnissystems<br />

Bismarcks, das viele Historiker noch immer loben. Aber damit nicht genug: In<br />

unglaublicher Blödheit hatte die Reichsregierung das Schicksal Deutschlands mit einer<br />

Macht verkettet, die sich im Säurebad der Freiheitsbewegungen ihrer Völker langsam<br />

auflöste: Österreich-Ungarn. Der galoppierende Zerfall des einzigen Verbündeten<br />

gab den deutschen Politikern das Gefühl des Zeitdrucks, so als ob sie vor dem<br />

endgültigen Exitus Kakaniens noch den Showdown riskieren müßten.<br />

Das 20. Jahrhundert<br />

Der Anbruch des 20. Jahrhunderts gehört zu den wohl paradoxesten Momenten in<br />

der bunten Geschichte dieses unruhigen Kontinents. Europa stand auf dem Gipfel<br />

seiner Macht. In ihren Kolonialreichen teilten sich die Europäer die Erde. Ihre Zivilisation<br />

war überall maßgeblich. Das 19. Jahrhundert hatte materiellen Wohlstand und<br />

kulturellen Fortschritt gebracht. Die Erkenntnisse der Wissenschaft verlängerten das<br />

Leben, und die Technik erleichterte es. Wenn auch die Industriearbeiter nicht im Luxus<br />

lebten, so litten sie doch nicht mehr die gleiche Not wie zu Anfang des Jahrhunderts.<br />

Gewerkschaften und sozialistische Parteien sorgten für ein Minimum an<br />

Schutz. Selbst die Frauenbefreiung machte Fortschritte in Gestalt besserer <strong>Bildung</strong>smöglichkeiten.<br />

Die Völker Rußlands und Österreich-Ungarns lebten zwar in politischer<br />

Unfreiheit, aber doch – mit Abstufungen – unter einer ordentlichen Verwaltung<br />

und in halbwegs zivilisierten Verhältnissen. Nie war es den Völkern Europas so gut gegangen<br />

wie um 1900.<br />

45 Jahre später lag dasselbe Europa in Trümmern. Unter den rauchenden Ruinen<br />

lagen circa 70 Millionen Tote. In geradezu atemberaubender Leichtfertigkeit hatten<br />

die Politiker die Hunde des Krieges von der Leine gelassen und einen Taumel der<br />

Selbstzerstörung ausgelöst. Die Geschichte hat schreckliche Epochen wie die Zeit der<br />

Pest oder den 30jährigen Krieg gekannt, aber niemals vorher hatte es Massenschlächtereien<br />

solchen Ausmaßes gegeben wie in dem 30jährigen Krieg von 1914 bis 1945<br />

(wenn <strong>man</strong> von der Kampfpause dazwischen mal absieht). Warum das so kommen<br />

mußte (mußte es so kommen?), bleibt ein düsteres Rätsel. Fest steht jedoch: Der kollektive<br />

Wahnsinn wurde von Deutschland ausgelöst und verwandelte es dabei selbst in<br />

ein Irrenhaus, in dem ein Tobsüchtiger das Kom<strong>man</strong>do übernahm und der Zivilisation<br />

selbst den Krieg erklärte. Und wir können nur entgeistert verfolgen, wie – nachdem<br />

die Büchse der Pandora einmal geöffnet war – das Geschehen immer die

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