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Bildung - Alles, was man wissen muss

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INTELLIGENZ, BEGABUNG UND KREATIVITÄT 469<br />

daran machten, erst einmal die Faktoren zu ermitteln, aus denen sich Intelligenz zusammensetzte,<br />

um sie dann zu messen. Das Ergebnis war der IQ, der sogenannte Intelligenzquotient.<br />

Er geht aus von einem Durchschnittswert von 100; darunter wohnt<br />

die schlichtere, darüber die intelligentere Hälfte der Gesellschaft. Die Verteilungskurve<br />

ist genau symmetrisch. Deshalb spricht <strong>man</strong> auch von einer »Glockenkurve«, und<br />

ein äußerst umstrittenes Buch über die Erblichkeit von Begabungen von Herrnstein<br />

und Murray trägt den Titel The Bell Curve.<br />

Der Intelligenzquotient wird dadurch ermittelt, daß die Testperson verschiedene<br />

Typen von Aufgaben zu erfüllen hat: Begriffe ordnen, mathematische Zahlenreihen<br />

vervollständigen, geometrische Figuren zusammensetzen, Listen von Wörtern auswendig<br />

lernen, Körper in der Vorstellung umdrehen etc. Der Standardtest ist der nach<br />

Binet-Simon. Wer einen Wert von 130 erzielt, gilt danach schon als außerordentlich<br />

begabt, und mit 140 steht <strong>man</strong> auf der Schwelle zum Genie. Um das zu entdramatisieren<br />

und von dem Genie-Wahnsinn-Komplex wegzukommen, spricht <strong>man</strong> heute<br />

lieber von Hochbegabung.<br />

Die Vorstellung von der Nähe zwischen Hochbegabung und Wahnsinn ist schon<br />

in den 20er Jahren empirisch widerlegt worden. Der amerikanische Begabungsforscher<br />

Ter<strong>man</strong> hat die erste Langzeituntersuchung über Hochbegabte mit einem IQ<br />

von über 140 durchgeführt. Dabei erwiesen sich die meisten Hochbegabten als überdurchschnittlich<br />

lebenstüchtig, psychisch stabil und sogar als körperlich gesünder als<br />

der Durchschnitt. Dadurch wurde gewissermaßen das Genie normalisiert und von<br />

seiner elitären Aura befreit.<br />

Gleichwohl ist auch der IQ nicht unumstritten. Besonders wilde Leidenschaften<br />

erregte die Entdeckung, daß der IQ zu einem gehörigen Teil angeboren ist. Das verpaßte<br />

allen pädagogischen Utopien einen gehörigen Dämpfer. Denn nur wenn <strong>man</strong><br />

annimmt, daß die Intelligenz ganz überwiegend von den Einflüssen der sozialen<br />

Umwelt abhängt, kann <strong>man</strong> hoffen, den Menschen durch Erziehung zu höherer<br />

Einsicht zu führen. Zugleich hält diese Erklärung aber auch eine tröstliche Entlastung<br />

für alle Zukurzgekommen bereit: Nicht ihre <strong>man</strong>gelnde Begabung, sondern<br />

eine feindliche Umwelt ist schuld daran, daß sie im Wettrennen der Talente zurückgefallen<br />

sind.<br />

Als deshalb Ende der 60er Jahre – also mitten während der Studentenrevolte –<br />

A.R. Jenssen und J. Eysenck Forschungen zur Intelligenzmessung vorlegten, nach denen<br />

der Beitrag der Vererbung zu den individuellen Unterschieden der Intelligenz auf<br />

80% beziffert wurde, kam es zu einer wilden Kampagne gegen sie in den Medien und<br />

den Universitäten, auf deren Höhepunkt Eysenck bei einem Vortrag in der London<br />

School of Economics tätlich angegriffen wurde.<br />

Unter anderem hatte Eysenck auf die Forschungsergebnisse von Cyril Burt zu-

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