24.11.2013 Aufrufe

Bildung - Alles, was man wissen muss

Bildung - Alles, was man wissen muss

Bildung - Alles, was man wissen muss

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

418 KÖNNEN<br />

Wer es verfaßt hat? Das ist nicht leicht zu sagen. Es gab ein ähnliches Gedicht auf<br />

Englisch (die 1. Strophe haben wir zitiert), und das wurde von Lewis Carroll so arrangiert,<br />

daß die kleine Alice es in spiegelverkehrter Fassung im Land hinter den<br />

Spiegeln fand. Auf Deutsch übertragen hat es dann Christian Enzensberger.<br />

Satzbau und Vokabular<br />

Durch die Behandlung der Fremdwörter haben wir inzwischen einen intuitiven Eindruck<br />

von dem Prinzip bekommen, das die Sprache regiert: Sex. Wir gebrauchen dieses<br />

Bild, um die Produktivität der Sprache anschaulich zu machen. Das männliche<br />

Prinzip der Selektion aus dem Lexikon des Vokabulars begattet das weibliche Prinzip<br />

der Kombination von verschiedenen Wortklassen im Satzbau. Das Gedicht vom Zipferlake<br />

hat uns dieses weibliche Prinzip der Kombination in der Syntax deshalb so<br />

deutlich vor Augen geführt, weil es eine Art künstliche Besamung durchgeführt und<br />

die Selektion offen gelassen hat: Die Worte, die es tatsächlich an die Stelle der vorgesehenen<br />

Wortklassen gesetzt hat, standen nicht im Lexikon, sondern waren reine<br />

Platzhalterworte, Dummies, Kleiderpuppen, die die richtigen Worte nur simulierten.<br />

Das Ergebnis: Nonsens. Damit haben wir das Prinzip der Syntax isoliert und um so<br />

deutlicher in den Blick bekommen.<br />

Die weibliche Syntax ist nun recht empfindlich. An ihr zeigt sich sehr schnell, ob<br />

ein Sprecher die Sprache beherrscht oder nicht; Fehler der Grammatik fallen sofort<br />

auf und diskreditieren den Sprecher. Manchmal sind solche »Fehler« Bestandteil einer<br />

regionalen »Unterklassensprache« (<strong>man</strong> nennt das heute weniger diskriminierend<br />

»Soziolekt«), so wie <strong>man</strong> etwa in bestimmten Gebieten des Ruhrgebiets oder Berlins<br />

mir und mich verwechselt: »Leih mich mal dein Hammer«; »er hat mir gar nicht gesehen«.<br />

Wenn je<strong>man</strong>d diese Fehler naiv begeht, disqualifiziert ihn das für die Teilnahme<br />

an der gehobenen Kommunikation.<br />

Aber auch innerhalb des Spektrums der Korrektheit gibt es noch einen weiten<br />

Spielraum für Unterschiede. Am auffälligsten ist der Unterschied zwischen schlichten<br />

Hauptsätzen und komplexeren Satzkonstruktionen mit Nebensätzen. Da Nebensätze<br />

und Hauptsatz logisch nie gleichrangig sind, demonstriert <strong>man</strong> mit komplexeren<br />

Satzkonstruktionen zugleich, daß <strong>man</strong> das Jonglieren mit logischen Ebenen beherrscht.<br />

Die Nebensätze werden in der Regel durch sogenannte Relativpronomina oder<br />

durch eine Konjunktion eingeleitet. Das Relativpronomen verweist einfach auf das<br />

Wort, auf das sich der neue Nebensatz bezieht (der Mann, der mich gerettet hat…),<br />

die Konjunktion bezeichnet die logische Beziehung, in der der Nebensatz zum<br />

Hauptsatz steht. Solche Konjunktionen sind: obwohl, weil, denn, damit, so daß, als,<br />

nachdem, bevor, wenngleich, während etc. Man sieht, daß es sich um Bestimmungen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!