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Bildung - Alles, was man wissen muss

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480 KÖNNEN<br />

zeitig ein Kenner von Goethes Spätwerk ist unter Einbeziehung der Arbeiten zur<br />

Morphologie, wird dann um einige Grade unwahrscheinlicher. Allerdings wurden<br />

Fußballkenntnisse nach 1968 unter den Intellektuellen chic: Aber dann mußte <strong>man</strong><br />

Marxist sein oder wenigstens Soziologe, um den Kontakt zur arbeitenden Masse zu<br />

suchen. Liberal oder gar konservativ sein und trotzdem ein Fußball-Fan bei Borussia<br />

Dortmund – das würde lediglich eine vulgäre Disposition verraten.<br />

Mit dem Konzept der <strong>Bildung</strong> völlig unvereinbar ist überhaupt jede Art von Angeberei,<br />

auch wenn sie die <strong>Bildung</strong> selbst betrifft. Wer als <strong>Bildung</strong>sprotz auftritt, gibt<br />

damit zu erkennen, daß er ungebildet ist. <strong>Bildung</strong> wird nicht demonstriert, sie ist kein<br />

Feld, auf dem <strong>man</strong> um Beifall buhlt. Ganz und gar verboten ist es, die Unterlegenheit<br />

des Gegenübers durch Fragewettbewerbe zu demonstrieren. Wer sich snobistisch aufführt,<br />

straft seinen eigenen Anspruch auf <strong>Bildung</strong> Lügen. Zu ihr gehört ein Verständnis<br />

für zivilisierte Verhaltensformen, ihr eigentliches Ziel ist eine zwanglose Kommunikation,<br />

die das menschliche Leben bereichert.<br />

Aber weil sich jeder <strong>Bildung</strong>ssnobismus verbietet, ist auf der anderen Seite auch<br />

die dazu passende Empfindlichkeit unangebracht. <strong>Bildung</strong> schließt Minderwertigkeitskomplexe<br />

aus, weil der <strong>Bildung</strong>shochmut sich selbst schon genug diskreditiert.<br />

Deshalb sind paranoische Verdächtigungen, daß hochnäsige <strong>Bildung</strong>sprotze Sie dekkeln<br />

wollen, besonders elend. Attacken nach der Manier: »Sie glauben wohl, weil Sie<br />

studiert haben, wüßten Sie mehr«, sind geradezu tödlich und zeigen nur, daß der Angreifer<br />

mehr als unsicher ist. Und sollte <strong>man</strong> tatsächlich mal einem unangenehmen<br />

<strong>Bildung</strong>sprotz begegnen, der einen erniedrigen möchte, hat <strong>man</strong> alle Beobachter auf<br />

seiner Seite, wenn <strong>man</strong> da gelassen und großzügig, also gar nicht reagiert, während<br />

der <strong>Bildung</strong>sprotz langsam verblutet.<br />

Aber genauso ist es eine Sünde wider den Heiligen Geist, detaillierte Vorträge<br />

über Themen zu halten, die außerhalb des <strong>Bildung</strong>s<strong>wissen</strong>s liegen oder wenn in Wirklichkeit<br />

anregende Konversation angebracht wäre. Hier gibt es besondere Felder, die<br />

viele Männer in Versuchung führen.<br />

An erster Stelle rangieren die Wunder der Technik im allgemeinen und Autos im<br />

besonderen. Wer einer Dame auf einer Kunstausstellung in einem gedrängten Vortrag<br />

von einer halben bis dreiviertel Stunde Dauer mit zwölf Gründen aus der höheren<br />

Sphäre des Motorenbaus beweist, daß ein Porsche einem Ferrari überlegen ist, und<br />

dies mit ebenso viel Feuer wie Kenntnisreichtum vorbringt, wird ihr nicht unbedingt<br />

gebildeter erscheinen als vorher, selbst wenn der Chef von General Motors in der<br />

Darbietung ein Meisterstück an Präzision, Logik und rhetorischer Brillanz zu sehen<br />

vermöchte. Dies gilt ebenfalls für Vorträge über Pumpen, Düsenjäger, Raumstationen,<br />

Atommeiler, Umspannwerke, Kohlekraftwerke und jede Art von Apparaten.

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