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Bildung - Alles, was man wissen muss

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108 WISSEN<br />

finanzierten die Unternehmungen des Kaisers Maximilian, kauften Karl V. die Kaiserkrone<br />

und sicherten sich dafür die Herrschaft über den Bergbau der Alten und Neuen<br />

Welt und damit über die Edelmetalle. Ihr Metallimperium kreuzte sich mit dem<br />

Gewürzimperium der Portugiesen in Antwerpen und machte die flandrische Stadt<br />

zum wichtigsten Finanzzentrum. Nürnberg dagegen wurde zum Zentrum des<br />

Kunsthandwerks; hier residierten die Gold- und Silberschmiede, die ganz Europa mit<br />

ihren Produkten versorgten, und hier führte Albrecht Dürer die deutsche Malerei von<br />

der Gotik zur Renaissance. Er glich Leonardo darin, daß er alles zeichnete, <strong>was</strong> ihm<br />

vors Auge kam; Michelangelo glich er darin, daß er von religiösen Themen und dem<br />

Prozeß der Schöpfung besessen war, und Tizian darin, daß er die Gesichter seiner<br />

Auftraggeber in seinen Porträts verewigte. So wurde er zum bedeutendsten Maler der<br />

Deutschen. Unvergleichliches aber leistete er als Pionier der graphischen Kunst: Er<br />

wurde zum Prinzen des Holzschnitts, zum Fürsten des Kupferstichs und zum absoluten<br />

Herrscher im Reich der Buchillustration und der Graphik. Seine graphischen<br />

Blätter hatten den Vorteil, daß sie durch die Druckerpresse vervielfältigt werden<br />

konnten; damit ließ sich ihre Beachtung verstärken und wesentlich mehr Geld verdienen.<br />

Sein Stich Ritter, Tod und Teufel wurde eine nationale Ikone, mit dem Heiligen<br />

Hieronymus im Gehäuse und der Melancholia auf den nächsten folgenden Plätzen. In ihnen<br />

erkannte sich Deutschland wieder, es war schon das Deutschland der Kirchenspaltung.<br />

Der Anlaß der Reformation<br />

Der Anlaß dazu kam aus Rom. Papst Leo X. aus dem Hause Medici brauchte Geld<br />

für den Petersdom, und deshalb schickte er Ablaßverkäufer übers Land. Das waren<br />

Bettelmönche, die als Drücker päpstliche Zertifikate über die Vergebung aller Sünden<br />

an die Leute verhökerten. Die Fürsten sahen es gar nicht gern, daß so viel Geld die<br />

Taschen ihrer Untertanen verließ und in den Tresor des Heiligen Vaters wanderte. Leo<br />

konnte sie nur dadurch überreden, die Ablasserei zuzulassen, daß er sie am Profit beteiligte.<br />

Dabei vergaß er Friedrich den Weisen von Sachsen. Weise verbot Friedrich<br />

daraufhin in seinem Ländle den Ablaßhandel. Nun gab es aber einen besonders gerissenen<br />

Verkäufer namens Tetzel, einen Dominikanermönch, der sich praktisch auf die<br />

sächsische Grenze stellte. Da liefen die Leute des nahen Wittenberg herbei und hörten<br />

seinen Werbespruch: »Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel<br />

springt«, und sie kauften. Weil sie aber zweifelten, ob die Zertifikate auch ihre theologische<br />

Gültigkeit hatten, rannten sie zur Universität von Wittenberg, um den dortigen<br />

Professor die Bonität der Ablässe bestätigen zu lassen. Der Professor aber lehnte es ab,<br />

das zu bestätigen.<br />

Er hieß Martin Luther.

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