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Bildung - Alles, was man wissen muss

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320 WISSEN<br />

von tiefer Empfindung und hu<strong>man</strong>istischer Botschaft in formal sehr detailliert konzeptionierter<br />

Musik. Wie seine Skizzenbücher belegen, braucht er viele Entwürfe.<br />

Teilweise arbeitet er über Jahre an seinen Stücken. Das Ergebnis hat dann aber auch<br />

eine andere Qualität. Er erfindet die Musik als eigenständige Kunst, ignoriert die Erwartungen<br />

einer oberflächlichen aristokratischen Unterhaltungskultur. Seine Musik<br />

ist genauer notiert als beispielsweise Mozarts. Während dieser den Solisten in seinen<br />

Konzerten Raum für Improvisationen läßt, legt Beethoven seine Partituren genau<br />

fest. In seine Zeit fällt die Erfindung des Metronoms, so daß Beethoven auch das<br />

Tempo in genauen Zahlen festlegen kann.<br />

Beethoven hat vor allem Instrumentalmusik geschrieben. Am bekanntesten sind<br />

seine Sinfonien und seine Klaviersonaten. Er hebt die Entwicklung der klassischen<br />

Sonatenform auf eine neue Stufe, indem er sie formal zum Äußersten treibt und mit<br />

dramatischen und außermusikalischen Gedanken unterfüttert. Die berühmte Ode an<br />

die Freude am Schluß seiner 9. Sinfonie ist eine besonders deutliche Ausformung der<br />

revolutionären Haltung des Komponisten. Durch schiere Intensivierung des Ausdrucks<br />

hat Beethoven die Musikentwicklung in eine neue Richtung gelenkt und die<br />

nachfolgende Epoche, die Ro<strong>man</strong>tik, eingeleitet. Er selbst stellt wie Byron oder<br />

Schiller den neuen Typ des autonomen Künstlers dar, der sich nie<strong>man</strong>dem mehr verpflichtet<br />

fühlt als allein seiner Kunst. Das drückt sich physiognomisch in Beethovens<br />

intensiv nach innen gekehrtem Blick und seiner wirren Mähne aus. Nicht ohne<br />

Grund ist seine Büste zum Verkaufsschlager geworden.<br />

Ro<strong>man</strong>tik<br />

Der herausragende Vertreter der frühen Ro<strong>man</strong>tik ist Franz Schubert (1797–1828).<br />

Während Beethoven das Toben des Sturm und Drang repräsentiert, steht sein Zeitgenosse<br />

Schubert schon für bürgerliche Innigkeit. Seine beliebten Schubertiraden, das<br />

fröhliche Beisammensein einer Art Künstlerkommune, brachte die Musik weg von<br />

der Bühne der Wiener Gesellschaft hinein in die gute Stube der Bürger. Schubert ist<br />

vor allem für seine Lieder, seine Klaviermusik und seine Streichquartette bekannt geworden<br />

– alles Musik für das häusliche Wohnzimmer des Biedermeier. Deshalb nennen<br />

wir sie heute noch »Kammermusik«. Doch Raum ist in der kleinsten Stube auch<br />

für ein großes Werk: Die genaue musikalische Textumsetzung der Lieder, besonders in<br />

seiner Winterreise, und die Melodien seiner Instrumentalmusik haben eine unerreichte<br />

Qualität.<br />

Die Verbindung von klassischer Form und bürgerlicher Empfindsamkeit, die die<br />

Musik bei Mozart, Beethoven und Schubert eingegangen ist, machen die Jahre um<br />

die Jahrhundertwende zur interessantesten Periode der Musikgeschichte. Besser<br />

konnte es eigentlich nicht werden. Besser wurde es auch nicht, denn das 19. Jahrhun-

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