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Bildung - Alles, was man wissen muss

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236 WISSEN<br />

Friedrich Schiller<br />

Das zweite Gestirn neben Goethe am Himmel der Weimarer Klassik ist Friedrich<br />

Schiller (1759-1805). In dem Jahrzehnt, das von der Jahrhundertwende genau in der<br />

Mitte geteilt wird, also von 1794 bis 1805, war seine Arbeit eng mit der Goethes verbunden.<br />

Im Unterschied zu Goethe konzentrierte sich Schillers dichterisches Temperament<br />

auf die dramatisch zugespitzte Handlung des politischen Theaters in historischen<br />

Kostümen. Zugleich besaß er die Gabe der sentenziösen (merkspruchartigen)<br />

Verdichtung, die sein Werk zu einem Steinbruch für den deutschen Zitatenschatz gemacht<br />

hat: »Die Axt im Haus…«; »durch diese hohle Gasse muß er…«; »der Mohr hat<br />

seine Schuldigkeit getan…«; »da werden Weiber zu Hyänen…«<br />

Schiller begann seine Karriere mit dem Paukenschlag von Die Räuber (1782), dem<br />

archetypischen Drama des »Sturm und Drang«. Das war eine literarische Bewegung<br />

um Max Klinger, Goethe, Schiller, Lenz und Bürger, die in Abweichung vom Stilideal<br />

der französischen Klassik sich an Shakespeare, Ossian, Rousseau und Ha<strong>man</strong>n<br />

orientierten und das Rebellische, Prometheische und Dämonische betonten. In den<br />

Räubern geht es um die Brüder Franz und Karl Mohr, die einander gegenüberstehen<br />

wie französisches Freidenkertum (Franz) und deutscher Sturm und Drang (Karl); dabei<br />

betrügt der jüngere Bruder Franz den älteren Karl um sein Erbe. Dieser sammelt<br />

einen Haufen Gesetzlose um sich herum, geht in die Wälder und wird ein Robin<br />

Hood. Am Ende kehrt er, mit dem Blut Unschuldiger befleckt, nach Hause zurück,<br />

um seine geliebte Amalie noch mal zu sehen, und alles endet in Verstrickung, Selbstmord,<br />

Mord und Katastrophe. Die Regieanweisungen enthalten Charakterisierungen<br />

wie: »Tritt herein in wilder Bewegung und läuft heftig im Zimmer auf und nieder«,<br />

oder: »schäumend auf die Erde stampfend!«; und Amalie sagt Sätze wie: »Mörder, Teufel!<br />

Ich kann dich Engel nicht lassen.« Das Mannheimer Publikum war bei der Erstaufführung<br />

so begeistert, daß sich wildfremde Menschen in die Arme fielen. Es war<br />

ihnen egal, daß Schiller seine rivalisierenden Brüder aus Shakespeares König Lear gestohlen<br />

hatte.<br />

Don Carlos (1787) basiert auf dem Leben des Sohnes des spanischen Königs Philipp<br />

II. Don Carlos teilt seinen Freiheitsidealismus mit dem erfahreneren und älteren<br />

Marquis Posa. Als die beiden sich gegen den Tyrannen verschwören, wird Don Carlos<br />

verdächtigt. Um den Prinzen zu entlasten, lenkt Marquis Posa allen Verdacht auf sich<br />

und wird hingerichtet. Als Don Carlos darauf die Freiheit angeboten wird, läßt er sich<br />

dazu hinreißen, in einem idealistischen Ausbruch dem Tyrannen zu trotzen, und wird<br />

der Inquisition überantwortet. Die bekannteste Zeile des Stücks, Marquis Posas Appell<br />

an Philipp: «… geben Sie Gedankenfreiheit!« hat während der Nazizeit Beifallsstürme<br />

ausgelöst. Das Stück wurde zur Grundlage von Verdis Oper Don Carlos (1867).

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