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Bildung - Alles, was man wissen muss

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388 WISSEN<br />

1888 begründete Havelock Ellis mit seinem Buch Women and Marriage und den zehn<br />

Jahre später erscheinenden Studies in the Psychology of Sex zur gleichen Zeit wie Sigmund<br />

Freud die Sexual<strong>wissen</strong>schaften.<br />

Das Bündnis zwischen Sozialismus und Frauenbewegung zeigte sich idealtypisch<br />

an Charles Bradlaughs Schrift The Radical Programme von 1885, das zugleich die Vertretung<br />

der Arbeiterschaft im Parlament und das Wahlrecht für Frauen forderte. Bradlaughs<br />

langjährige Mitstreiterin war Annie Besant, die in zahlreichen Pamphleten für<br />

die politische Gleichberechtigung der Frau eintrat. Sie gehörte zu einer Gruppe, die<br />

sich »Neo-Malthusians« nannte und für moderne Empfängnisverhütung eintrat. Ihr<br />

Kronzeuge war George Drysdale, der aus der Malthusschen Verelendungstheorie<br />

(Bücher, die die Welt veränderten) ein umfassendes Programm der Empfängnisverhütung<br />

und Familienplanung abgeleitet hatte, die er aber nicht mehr wie sonst üblich<br />

durch Abstinenz steuern wollte. Da er damit die Sexualität von der Fortpflanzung<br />

trennte, wurde er zu einem Apostel der freien Liebe. In einem Prozeß gegen<br />

Bradlaugh und Besant von 1878 erhielten diese Ideen ungemeine Publizität, und billige<br />

Ausgaben der vor Gericht diskutierten Schriften verkauften sich zu Hunderttausenden.<br />

1879 wurde die »Malthusian League« zur Verbreitung dieses Gedankenguts<br />

gegründet; damit verbanden Besant und Bradlaugh in ihrer Schrift The Gospel of<br />

Atheism einen direkten Angriff auf das Christentum.<br />

Bereits in der Mitte der 70er Jahre hatte Emma Patterson eine Gewerkschaft für<br />

arbeitende Frauen gegründet; und George Bernard Shaw widmete einen Großteil<br />

seiner dramatischen Begabung den Zielen der Frauene<strong>man</strong>zipation. Er betrieb einen<br />

Propagandafeldzug für Ibsen, der in seinen Dramen die Entmündigung der bürgerlichen<br />

Frau vorführte, und leitete aus der Verbindung von Evolutionismus und Sozialismus<br />

einen militanten Feminismus ab, worin er der Frau als Trägerin der evolutionären<br />

Bestimmung der Menschheit eine neue entscheidende Rolle zuwies. Dann schuf<br />

er den Charaktertyp der »neuen Frau«, um mit ihr die sentimentale Heldin von der<br />

Bühne zu vertreiben.<br />

Nach der Jahrhundertwende wurden die Kämpferinnen für das Frauenwahlrecht<br />

plötzlich militant. 1906 gründet Mrs. Pankhurst mit ihrer Tochter Christabel die nationale<br />

sozialpolitische Frauenunion, und noch im gleichen Jahr wurden zwei ihrer<br />

Mitglieder zu Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie sich geweigert hatten, die wegen<br />

Störung öffentlicher Versammlungen verhängten Geldstrafen zu bezahlen. 1907 wurde<br />

der »Männerbund für Frauenstimmrecht« gegründet, und zum Sprachrohr der Militanten<br />

wurde die Zeitschrift Votes for Women. Von da an verfolgten die Suffragetten,<br />

wie sie genannt wurden, eine Politik bewußter Regel- und Rechtsverletzungen, traten<br />

in Hungerstreik und durchbrachen die Konventionen zivilen Verhaltens durch<br />

spektakuläre Gewaltaktionen: Sie zerfetzten Bilder in der Nationalgalerie, zertrüm-

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