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Bildung - Alles, was man wissen muss

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DAS WELT DES BUCHES UND DER SCHRIFT 435<br />

lege <strong>man</strong> sich vorher, über welches Thema <strong>man</strong> sich informieren will: Dann kann<br />

<strong>man</strong> fast alle Bücher als irrelevant ignorieren und die Aufmerksamkeit auf ganz wenige<br />

konzentrieren. Das bietet Orientierung, bewahrt einen vor Ohnmachtsgefühlen,<br />

erweckt den Eindruck der Zielstrebigkeit und läßt einen sachkundig und bibliothekserfahren<br />

erscheinen. Mit dem bestimmten Thema im Kopf kann <strong>man</strong> zur Not auch<br />

die Buchhändlerin fragen: »Wo haben Sie die Literatur über die Vogelwelt in Patagonien?«<br />

Jetzt ist sie am Zug. Oder, wenn die Bibliotheksaufsicht aufdringlich wird und,<br />

während <strong>man</strong> noch gar nicht weiß, <strong>was</strong> <strong>man</strong> will, fragt: »Suchen Sie et<strong>was</strong> Bestimmtes?«,<br />

kann <strong>man</strong> antworten: »Wo finde ich die Arbeiten zur Verbreitung der Taschenuhr<br />

im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts?« Das wird sie neutralisieren. Dann hat<br />

<strong>man</strong> Zeit, sich in Ruhe zu orientieren.<br />

Das Innenleben des Buches<br />

Nicht jedes Buch, das <strong>man</strong> in die Hand nimmt, muß <strong>man</strong> gleich von vorn bis hinten<br />

durchlesen. Auch ein Buch sollte <strong>man</strong> erst einmal kennenlernen. Bei einem belletristischen<br />

Werk geht <strong>man</strong> nach dem Ruf des Autors; vielleicht kennt <strong>man</strong> ihn schon<br />

von anderen Werken, oder <strong>man</strong> hat eine Rezension gelesen. Wenn <strong>man</strong> nun das Werk<br />

im Buchladen in den Händen hält, liest <strong>man</strong> ein paar Stichproben und überfliegt den<br />

Klappentext auf dem Schutzumschlag. Natürlich ist das eine beschönigende Reklame,<br />

die das Werk als überwältigendes und ergreifendes Stück Literatur anpreist. Aber<br />

trotzdem findet <strong>man</strong> da eine Menge Informationen: Man wird in der Regel über das<br />

Genre unterrichtet (Thriller, Liebesgeschichte, Familiensaga etc.), und erfährt et<strong>was</strong><br />

über die Zielgruppe, die der Verlag im Auge hat (alte Damen, Intellektuelle) sowie die<br />

Höhenlage des Werks (Unterhaltung, Kitsch, anspruchsvolle Literatur). In der Regel<br />

kann <strong>man</strong> auch ein Bild des Autors bewundern. Hier ist Vorsicht geboten, <strong>man</strong> sollte<br />

nicht vom sympathischen oder abstoßenden Äußeren auf die Qualität des Werkes<br />

schließen. So verschieden, wie Menschen schreiben, können sie gar nicht aussehen.<br />

Und ein guter Schriftsteller kann nie so gut aussehen, wie er schreibt: Tatsächlich sieht<br />

er meist sehr viel schlechter aus.<br />

Wissenschaftliche Werke oder Sachbücher müssen überhaupt in den seltensten<br />

Fällen ganz gelesen werden. Um sie zu prüfen, liest <strong>man</strong> erst das Inhaltsverzeichnis<br />

und dann die Bibliographie, also das Verzeichnis der Bücher, die der Autor bei der Abfassung<br />

des Werkes selbst benutzt hat. Fehlen wichtige Arbeiten, so ist der Autor nicht<br />

auf der Höhe der Forschung, und <strong>man</strong> kann das Buch erleichtert beiseite legen (ein<br />

Buch weniger). Ist der Bibliographietest positiv ausgefallen, schnüffle <strong>man</strong> ein wenig<br />

in den Fußnoten herum, in denen der Autor sich mit andern Forschern herumprügelt;<br />

<strong>man</strong> kann daraus häufig erfahren, wes Geistes Kind er ist: z.B. ob er sich schon<br />

wegen Kleinigkeiten herumstreitet, oder ob es ihm um grundsätzliche und wichtige

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