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Bildung - Alles, was man wissen muss

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54 WISSEN<br />

rühmteste war Aristophanes. Anders als die Tragödie bezog sich die Komödie auf<br />

reale Menschen und kritisierte wirkliche Verhältnisse, entsprach also eher dem heutigen<br />

Kabarett. Wie die Tragödie gebaut ist und wie sie wirken soll, beschreibt uns<br />

Aristoteles in seiner »Poetik«: Sie soll Furcht und Mitleid erregen und uns durch<br />

eine Katharsis, also eine Reinigung, von unguten Gefühlen läutern. Seine Abhandlung<br />

über die Komödie aber wurde nie gefunden und auch von den Figuren in<br />

Umberto Ecos Ro<strong>man</strong> Der Name der Rose vergeblich gesucht. Die Stoffe der griechischen<br />

Tragödie wurden immer wieder verarbeitet und neu bearbeitet, von Euripides’<br />

Iphigenie auf Aulis bis zu Goethes Iphigenie und von Aischylos’ Der gefesselte<br />

Prometheus zu Mary Shelleys Frankenstein. Aristoteles’ Poetik aber wird zum wichtigsten<br />

Text der Literaturkritik.<br />

Poesie<br />

Aus der griechischen Poesie beziehen wir viele unserer Begriffe für unsere literarische<br />

Formensprache. Epische Sänger wie Homer hießen Rhapsoden (Zusammenfüger<br />

von Oden, also Gesängen). Im Übergang vom Epos (Heldenlied) entwickelte sich<br />

die Elegie (zur Flöte gesungen), die sich zum Klagelied über Verluste steigert (deshalb<br />

elegisch). Zum Vertreter einer Liebes- und Lebensgenußlyrik wurde Anakreon (daher<br />

anakreontisch). Am reichhaltigsten war die Chorlyrik mit Hymnen (Preislieder für<br />

Götter und Heroen), Päanen (Siegesliedern), Dithyramben (Preislieder für Dionysos,<br />

von Satyrn mit Flötenbegleitung ekstatisch vorgetragen) und Oden (pathetische Gesänge<br />

über erhabene Gegenstände). Bedeutende Vertreter waren Pindar und Ibykos<br />

(die Kraniche des Ibykus).Auch die Begriffe für die Elemente des Dramas sind griechischen<br />

Ursprungs: Protagonist und Antagonist (von agon = Kampf) sind Held und<br />

Gegenspieler der Tragödie (von tragos = Ziegenbock und Ode, also Bocksgesang).<br />

Der Held leidet an Hybris (Hochmut), wird dafür durch sein Pathos (Leiden) bestraft<br />

und aufgrund tragischer Ironie (scheinbarer Glücksbegünstigung) in die Katastrophe<br />

(Schicksalswende) geführt. Danach kommt das Satyrspiel (heitere Posse), in dem<br />

Fruchtbarkeitsdämonen mit Pferdeohren und Phallus die Tragödie parodieren. Das<br />

Gegenstück zur Tragödie ist die Komödie (von komus = Festumzug plus Ode), die<br />

sich vor allem der Satire widmet (Satire = Verspottung von Mißständen, leitet sich<br />

nicht von Satyr, sondern von satura, lat. für Opferschale ab). Von den griechischen<br />

Zahlen stammen auch die Namen für die Versmaße tetra- (vier) meter, penta- (fünf)<br />

meter, hexa- (sechs) meter, hepta- (sieben) meter, wie überhaupt zahlreiche Bezeichnungen<br />

ab: Pentagon (Fünfeck), Pentateuch (fünf Bücher Mose), Pentecoste (Pfingsten,<br />

50 Tage nach Ostern), Pentagramm, Pentathlon (Fünfkampf), Pentameron (in<br />

fünf Tagen erzählte Märchensammlung) etc.

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