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Bildung - Alles, was man wissen muss

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184 WISSEN<br />

der Sohn eines Schulinspektors und einer protestantischen deutschen Mutter. Sein<br />

Bruder wurde wegen eines Terroranschlags auf den Zar hingerichtet. Wladimir Iljitsch<br />

studierte die Rechte, trat der sozialdemokratischen Partei bei, etablierte sich mit einer<br />

Schrift über den Kapitalismus in Rußland als marxistischer Theoretiker und gründete<br />

1900 die Untergrundzeitschrift Iskra (Funke). Ihr Redaktionsteam war in Wirklichkeit<br />

das Zentrum einer straff organisierten Untergrundpartei, deren lokale Gruppen<br />

über eine regelmäßige Korrespondenz von der Zentrale aus gelenkt wurden. Das<br />

Iskra-Team organisierte auch den ersten Kongreß der russischen Sozialisten. Auf ihm<br />

entzweite <strong>man</strong> sich über Lenins eigenen Beitrag zum Marxismus: die Theorie der revolutionären<br />

Strategie. Darüber hatte Marx wenig gesagt, weil er glaubte, in den liberalen<br />

Gesellschaften des Westens würden die Widersprüche des Kapitalismus die<br />

Mehrheiten für die Revolution von selbst produzieren. Lenin aber wußte, daß das in<br />

einem Polizeistaat wie Rußland unmöglich war. Deshalb konzipierte er eine Partei,<br />

die wie ein Orden als straff geführte Organisation disziplinierter Berufsrevolutionäre<br />

die trägen Massen erst zum Sozialismus erziehen sollte. Die Anhänger Lenins nannten<br />

sich Bolschewiki (Mehrheitler) und die Gegner der Kaderpartei wurden Menschewiki<br />

(Minderheitler) genannt. Am Ende setzte sich Lenin durch. Wenn aber die Massen<br />

erst von der Partei erzogen werden mußten, brauchte <strong>man</strong> das Reifestadium des Kapitalismus<br />

gar nicht abzuwarten und konnte gleich zur sozialistischen Revolution<br />

übergehen. Als Lenin mit deutscher Hilfe am 17. April 1917 in Petrograd eintraf, war<br />

er der einzige, der eine klare Theorie, ein klares Programm und ein schlagkräftiges Instrument<br />

zum sofortigen Handeln hatte. Er gewann mit der Forderung nach einer<br />

Landreform und sofortigem Frieden die Zustimmung der Massen. Im Mai übernahm<br />

ein Parteitag der Bolschewiken Lenins Position. Die Bolschewiken wiederum gewannen<br />

die Kontrolle über die Sowjets. Im Sommer trat der Ministerpräsident Lwow zurück,<br />

und Kerenski bildete eine liberal-rnenschewikische Regierung, die von Krise zu<br />

Krise stolperte. Am 7. November besetzten die Bolschewiken die strategischen Punkte<br />

Petrograds und bildeten einen Rat der Volkskommissare mit Lenin als Vorsitzendem,<br />

Leo Trotzki als Kommissar für Auswärtiges und Josef Stalin als Kommissar für<br />

Nationalitäten. Diese Regierung rief alle Arbeiter der kriegsführenden Mächte auf,<br />

die Kämpfe einzustellen und unterzeichnete am 3. Dezember 1917 einen Waffenstillstand<br />

mit den Mittelmächten. Damit gewannen sie die Zustimmung der Soldaten,<br />

Bauern und Arbeiter. In einer Krise hatten eine Handvoll Berufsrevolutionäre die<br />

Macht übernommen, weil sie die augenblickliche Stimmung des Volkes richtig einschätzten.<br />

Ein Mann allein hatte diese Wendung herbeigeführt: Wladimir Iljitsch Lenin.<br />

Seine Autorität als Gründungsvater des Sowjetstaates blieb bis zuletzt unbestritten.<br />

Die Erfahrung, daß wenige entschlossene Verschwörer einen ganzen Staat übernehmen<br />

können, begründete die Stalinsche Paranoia. Später stilisierte die sowjetische

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