24.11.2013 Aufrufe

Bildung - Alles, was man wissen muss

Bildung - Alles, was man wissen muss

Bildung - Alles, was man wissen muss

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

380 WISSEN<br />

<strong>man</strong> z.B. vor dem 18. Jahrhundert die Frau für sexuell wesentlich anfälliger und genußfähiger<br />

gehalten als den Mann – da spielte die Geschichte des Sündenfalls eine<br />

Rolle –, aber danach wurde diese Vorstellung ins Gegenteil verkehrt, und <strong>man</strong> schuf<br />

das Klischee-Bild von der fast asexuellen Frau der viktorianischen Zeit.<br />

Wenn auch bis heute nicht klar ist, <strong>was</strong> der Natur und <strong>was</strong> der gesellschaftlichen<br />

Prägung durch Rollenmodelle und Erziehung geschuldet ist – zum Konsens der Vernünftigen<br />

gehört die Erkenntnis, daß die Gesellschaft den Unterschied der Geschlechter<br />

zu ihrem eigenen Aufbau nutzt, indem sie daraus die soziale Urzelle ableitet:<br />

die Familie. Deshalb hängt die Stellung der Frau an der Funktion der Familie; und<br />

diese hängt wiederum vom Typ der Gesellschaft ab. Um also die Gründe für die<br />

unterprivilegierte Position der Frauen in der Geschichte verständlich zu machen,<br />

muß <strong>man</strong> die verschiedenen Typen von Gesellschaft erklären, die im Laufe der kulturellen<br />

Evolution einander abgelöst haben.<br />

Verschiedene Typen der Gesellschaft<br />

Ethnologen wie Bachofen ( Bücher, die die Welt verändert haben) haben aus der<br />

Verehrung von Muttergottheiten und matrilinearen (über die Mütter laufende Genealogie)<br />

Verwandtschaftsbeziehungen geschlossen, daß es einmal matriarchalische Gesellschaften<br />

gegeben habe, in denen die Frauen herrschten. Das ist heute umstritten.<br />

Aber wie immer dem auch sei: Wo Familiensysteme ausgebildet wurden, in denen<br />

der Vater der Kinder irgendeine Rolle spielen sollte, mußte die Vaterschaft auch garantierbar<br />

sein. Das setzte die Kontrolle der Sexualität der Frau voraus. Und hier liegt<br />

zweifellos einer der Hauptgründe für die Einschränkung der weiblichen Souveränität.<br />

Nur um diesen Preis waren die Männer an die Familie zu binden: Nur dadurch, daß<br />

die weibliche Sexualität kaserniert wurde, konnte die Abstammung der Kinder vom<br />

Vater gesichert werden.<br />

Im Prinzip gibt es drei verschiedene Typen von gesellschaftlicher Organisation<br />

(–› Wissenschaft, Stichwort Gesellschaft).<br />

1. Stammesgesellschaften. Sie setzen sich aus der schlichten Aggregation (Aneinanderreihung)<br />

von Familien zusammen. Das Grundmuster der Familie besteht aus einer<br />

Frau und drei Männern: ihrem Bruder, ihrem Ehe<strong>man</strong>n und ihrem Sohn. Dadurch<br />

sind die drei elementaren Beziehungen der Verwandtschaft ausgedrückt: die<br />

Blutsverwandtschaft (Bruder), die Ehe (Ehegatte), die Abstammung (Sohn). In den<br />

allermeisten Gesellschaften sorgen Inzesttabus (Verbote der Heirat zwischen nahen<br />

Blutsverwandten) für Exogamie (Heirat außerhalb der eigenen Familie). Dabei werden<br />

in der Regel die Frauen in die Familie des Mannes übernommen. Bis in die<br />

Neuzeit hinein leiteten sich der Status und die Rechte einer Frau aus der gesellschaftlichen<br />

Position ihres Mannes ab.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!