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Bildung - Alles, was man wissen muss

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DAS HAUS DER SPRACHE 419<br />

des Grundes (Kausalität), der Zeit (temporal-), der Einräumung (der Konzession), des<br />

Ziels (Finis) und der Folge (Konsekution) handelt. »Weil« ist kausal, »während« ist<br />

temporal, »obwohl« ist konzessiv, »damit« ist final und »so daß« ist konsekutiv. Also:<br />

Er betete so intensiv, daß er zur Entspannung rauchen mußte (konsekutiv)<br />

Obwohl er betete, rauchte er (konzessiv)<br />

Er betete, weil er rauchte (kausal)<br />

Er betete, damit er rauchen konnte (final)<br />

Er betete, während er rauchte (temporal)<br />

Wie verhält es sich aber mit folgendem Witz: Fragt der Klassensprecher in einer<br />

Klosterschule Pater Anselm: »Darf <strong>man</strong> rauchen, während <strong>man</strong> betet?« »Was fällt dir<br />

ein?« sagt Pater Anselm empört. »Du mußt anders fragen«, sagt ein Mitschüler zum<br />

Klassensprecher, geht zu Pater Anselm und fragt: »Darf <strong>man</strong> beten, während <strong>man</strong><br />

raucht?« »Aber ja«, strahlt Pater Anselm.<br />

Die logische Zuordnung der Nebensätze zu Hauptsätzen sollte einem ständig klar<br />

sein. Wenn <strong>man</strong> auch beim Sprechen häufig eine komplexere Syntax benutzt, gewöhnt<br />

<strong>man</strong> sein Hirn daran, mit mehreren logischen Ebenen gleichzeitig zu hantieren,<br />

und steigert so sein Niveau.<br />

Neben dem Verhältnis zwischen Haupt- und Nebensätzen sollte <strong>man</strong> auch die<br />

Bestandteile des Hauptsatzes »Subjekt – Prädikat – Objekt – adverbiale Bestimmung«<br />

etc. kennen. Deshalb gilt das dritte Gebot der Sprache: Verschaffe dir einen Überblick<br />

über die Bestandteile des Satzbaus, so daß du sie jederzeit identifizieren kannst. Dazu<br />

mußt du sie benennen können und in ihrer Funktion für das Ganze verstehen. Nur<br />

wenn <strong>man</strong> das kann, kann <strong>man</strong> den Sinn eines Satzes von der Form, in der er ausgedrückt<br />

wird, unterscheiden. Wer das kann, beherrscht die Sprache. Warum? Um das zu<br />

beantworten, müssen wir wieder auf das Prinzip der Selektion aus dem Lexikon des<br />

Vokabulars zurückkommen.<br />

Das männliche Prinzip der Variation durch Auswahl aus dem Lexikon<br />

Nehmen wir den Satz Schillers aus dem Wilhelm Tell:<br />

»Die Axt im Haus erspart den Zimmer<strong>man</strong>n.«<br />

Ich könnte auch sagen:<br />

»Der Schraubenzieher im Haus erspart den Elektromonteur.«<br />

Dann habe ich Axt durch Schraubenzieher und Zimmer<strong>man</strong>n durch Elektromonteur<br />

ersetzt, ohne daß sich der Sinn verändert hätte. Mit solchen Substitutionen<br />

(Ersetzungen) testet <strong>man</strong>, ob der Sinn trotz der Änderungen identisch bleibt. Und<br />

umgekehrt: Wenn der Sinn als identisch durchgehalten wird, kann er das Widerlager<br />

bilden, an dem sich die verschiedenen Formen als gleichwertige Varianten erweisen.<br />

So könnte <strong>man</strong> statt der beiden vorherigen Sätze auch sagen:

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