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Bildung - Alles, was man wissen muss

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450 KÖNNEN<br />

Unkenntnis erklärt sich zum Teil aus dem Gründungsmythos Amerikas. Mit dem<br />

Neuanfang wollte <strong>man</strong> den endlosen Komplikationen Europas den Rücken kehren.<br />

Im adamitischen (von Adam ausgehenden) Neubeginn auf jungfräulicher Erde sollten<br />

die europäischen Sünden abge<strong>was</strong>chen und damit vergessen werden. Man wollte unbelastet<br />

starten. Diese Unkenntnis ist also ursprünglich eine Form der Unschuld.<br />

Umgekehrt ist es auch nicht schlimm, wenn <strong>man</strong> et<strong>was</strong> weiß: Es wird nicht als <strong>Bildung</strong>sprotzerei<br />

verstanden, weil <strong>man</strong> dieses Problem in Amerika gar nicht kennt. Statt<br />

dessen kommt es darauf an, daß interessant ist, <strong>was</strong> <strong>man</strong> erzählt. Es schadet also nie,<br />

sich um eine gewisse Popularität zu bemühen. Das müssen in Amerika fast alle: Firmenchefs<br />

bei der Belegschaft, Verkäufer beim Kunden, Lehrer bei Schülern, Professoren<br />

bei Studenten und Staatsanwälte bei ihren Wählern. Denn in Amerika werden<br />

viel mehr Posten als bei uns durch Wahlen besetzt.<br />

Ein Thema, das (vor allem unter Männern) Gemeinsamkeit schafft, ist der Sport.<br />

Und hier findet <strong>man</strong> Zugang zur amerikanischen Seele: Die beiden großen Massensportarten<br />

sind Baseball (eine Art Schlagballspiel) und American Football (eine Art<br />

Krieg, der als Handballspiel verkleidet wird); mit Abstand folgt Basketball. Europäischer<br />

Fußball war lange unbekannt, macht aber Fortschritte als Domäne des e<strong>man</strong>zipierten<br />

Frauensports. Wer sich also um die Liebe von Amerikanern bemühen will,<br />

sollte die Regeln von Baseball und Football und die wichtigsten Vereins<strong>man</strong>nschaften<br />

und Spielernamen auswendiglernen. Die beiden Sportarten werden zu wichtigen<br />

Feldern des sozialen Lebens an Schulen und Colleges; die Quarterbacks werden zu<br />

den umschwärmten Stars der Mädchen, die wiederum als Cheerleaders bei den Spielen<br />

eine wichtige Rolle spielen. Wenn Mädchen zugucken, kämpfen die Jungs besser.<br />

Aus all dem ergibt sich für den Umgang mit Amerikanern Regel 2:<br />

Verleih deinem Enthusiasmus darüber hemmungslosen Ausdruck, daß du das Privileg<br />

hast, deinen amerikanischen Partner kennenlernen zu dürfen. Deute an, daß damit<br />

ein lang gehegter Wunschtraum in Erfüllung gegangen ist. Verfalle bei seinen Bemerkungen<br />

in einen Zustand der Verzückung ob der Originalität des geäußerten Gedankens<br />

und der Kühnheit der damit verbundenen Vision. Sei begeistert bei jedem<br />

seiner Worte und überwältigt angesichts der Tiefe seiner Analyse.<br />

(Merke: Du machst es erst dann richtig, wenn du es für saumäßig übertrieben<br />

hältst und der Verdacht dich beschleicht, dein Gegenüber würde dich entweder für<br />

meschugge halten oder glauben, daß du ihn veralbern willst. Aber dein Empfinden<br />

folgt hier dem deutschen Standard. Für Amerikaner ist normal, <strong>was</strong> du für übertrieben<br />

hältst. Benimmst du dich deutsch, hält er dich für einen kalten Fisch und einen<br />

verkappten Nazi, der ihn verunsichern möchte.)<br />

Wenn du deinem Gegenüber nicht mißfällst, wird er dich fragen, ob er dich Herbert<br />

nennen darf. Natürlich ist das ein Kompliment, und du solltest nicht um

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