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Bildung - Alles, was man wissen muss

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ZUR GESCHICHTE DER GESCHLECHTERDEBATTE 341<br />

Gesellschaft für ihr eigenes materielles Überleben sorgt, also ihre Wirtschaftsverfassung.<br />

Im landwirtschaftlich geprägten Feudalismus herrscht der Adel, im industriell<br />

geprägten Kapitalismus die Bourgeoisie. Und der dialektische Widerspruch ist nicht<br />

der zwischen Bewußtsein und Selbstbewußtsein, sondern der zwischen Produktionsbedingungen<br />

und der ungleichen Verfügungsmacht über die Produktionsmittel, zwischen<br />

Arbeit und Besitzverhältnissen. Dieser Widerspruch fuhrt zur Aufteilung der<br />

Menschen in Klassen, und so ist der Motor der Geschichte der Klassenkampf. Und<br />

dann wird Marx doch wieder hegelianisch: Es gibt den Widerspruch zwischen dem<br />

bloßen Bewußtsein und dem Selbstbewußtsein einer Klasse. Dieses Selbstbewußtsein<br />

nennt Marx das Klassenbewußtsein. Es ist der Uterus, in dem der Wille zur Revolution<br />

heranreift. Unter diesen Prämissen ist für Marx der faszinierendste Vorgang der<br />

Geschichte das Drama der Französischen Revolution. Aus den Widersprüchen der<br />

Feudalgesellschaft geboren, wird sie zum Modell für das, <strong>was</strong> <strong>man</strong> erwarten darf,<br />

wenn die Widersprüche des Kapitalismus die Klassengegensätze auf die Spitze getrieben<br />

haben. Das ist dann der Fall, wenn den verarmten Massen von Proletariern wenige<br />

Kapitalisten gegenüberstehen, die sich die ganze Verfügungsmacht an den Produktionsmitteln<br />

durch Ausbeutung der Arbeiter unter den Nagel gerissen haben. Um<br />

Ausbeutung handelt es sich deshalb, weil die Kapitalisten den Arbeitern nicht den<br />

Gegenwert ihrer Arbeitsleistung, sondern nur ein Existenzminimum zahlen und den<br />

sogenannten Mehrwert als ihren Profit kassieren. Sie schaffen das um so leichter, als<br />

sie vernebelnde Ideologien verbreiten wie die von den »objektiven Gesetzen des<br />

Marktes«; und weil das Geld den Sinn für Werte verwirrt: So wirkt der Preis einer<br />

Ware wie ihr objektiver Wert. In Wirklichkeit aber ist er nur ein Feigenblatt für ungerechte<br />

Besitzverhältnisse. Die erste Aufgabe des Marxisten besteht deshalb in der Zerstörung<br />

des ideologischen Scheins. Ideologien erkenne <strong>man</strong> daran, daß die Kapitalisten<br />

ihr Klasseninteresse als Interesse der Gesamtgesellschaft verkauften. Damit wird<br />

alle bürgerliche Kultur verdächtig. Und so wird der Marxismus zur hohen Schule der<br />

Demaskierung. Die Symbolsysteme der Zivilisation werden entlarvt. Das hat ganze<br />

Generationen von Detektiven hervorgebracht, die Gott und die Welt demaskiert und<br />

die Überführung von getarnten Unterdrückern zu ihrer Hauptbeschäftigung gemacht<br />

haben. Der universale Ideologieverdacht verpaßte dem Marxismus ein Immunsystem,<br />

weil es jeden Gegner zum Anwendungsfall der Theorie machte: Wer dagegen<br />

ist, ist ein Klassenfeind oder ideologisch verblendet.<br />

Arthur Schopenhauer (1788-1860)<br />

Um Hegel zu beerdigen, hat sich Schopenhauer Hilfe geholt. Seine Helfer sind Thomas<br />

Hobbes und Buddha. Aber sein Ausgangspunkt ist Kants Feststellung, daß die<br />

Welt nur in Übereinstimmung mit unseren Kategorien erkennbar und das Ding an

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