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Bildung - Alles, was man wissen muss

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DIE GESCHICHTE EUROPAS 81<br />

deutsch gesprochen werde, etwa nach Prag oder Reval oder in die Synagoge von<br />

Tschernowitz.<br />

›Ja und‹, mag <strong>man</strong> fragen, ›ist das nicht bei den anderen genauso? Ein Franzose ist,<br />

wer französisch spricht, und ein Engländer, wer es auf englisch tut (es sei denn, er<br />

wäre Amerikaner oder Neuseeländer oder Inder oder Kanadier oder Pilot oder Devisenhändler).<br />

Weit gefehlt. Für die Franzosen definiert sich die Nation politisch, nicht<br />

sprachlich. Engländer ist, wer sich zum ›English way of life‹ und zur britischen Demokratie<br />

bekennt, mag er nun englisch, gälisch oder japanisch sprechen. Für ihn ist<br />

eine politische Nation keine Schicksalsgemeinschaft, in die <strong>man</strong> hineingeboren -wird<br />

wie in eine Sprache; sie ist vielmehr Ergebnis eines willentlichen Zusammenschlusses<br />

wie ein Club; ihm kann <strong>man</strong> beitreten, wenn <strong>man</strong> sich an die Clubregeln, also an die<br />

Verfassung hält.<br />

So kam es zu unterschiedlichen Begriffen von »Nation« in Deutschland einerseits<br />

und in den westlichen Demokratien andererseits (also wieder mal ein deutscher<br />

Sonderweg).<br />

Merke: Wir müssen unseren ethnisch-sprachlichen Nationenbegriff aufgeben und<br />

den der anderen annehmen. Also: Deutscher ist nicht der, dessen Eltern deutsch sprechen,<br />

sondern der, der hier leben will und sich zum Grundgesetz bekennt, auch wenn er<br />

deutsch mit einem Schweizer Akzent spricht, weil er Gastarbeiter in Zollikhofen war.<br />

Die deutschen Stämme<br />

Mit diesem Vorbehalt schauen wir die ethnisch-sprachliche Gestalt dessen, <strong>was</strong> sich als<br />

Deutschland herausschält, an.<br />

Erste Erkenntnis: Deutschland setzt sich aus ger<strong>man</strong>ischen Stämmen zusammen,<br />

die noch heute an ihren Spezialdialekten erkennbar sind. Das sind sechs Stämme:<br />

– die Bayern, die dann auch Österreich besiedeln;<br />

– die Ale<strong>man</strong>nen, deren Verbreitungsgebiet die Schweiz, Vorarlberg in Österreich,<br />

das Elsaß und ungefähr Baden-Württemberg ist;<br />

– die Thüringer, die dann auch den Freistaat Sachsen und Schlesien besiedeln (der<br />

Name Sachsen ist durch dynastische Entwicklungen nach Osten gewandert);<br />

– die Sachsen, d.h. grob gesagt die heutigen Niedersachsen und Westfalen, die später<br />

in Richtung Mecklenburg und Brandenburg wandern;<br />

– die Friesen (Nord-, Ost- und Westfriesen), die an den Küsten kleben und lange<br />

die Rheinschiffahrt monopolisieren (siehe die vielen Friesenheims);<br />

– der komplizierteste Stamm von allen, die Franken; sie zerfallen in Rhein-, Main-,<br />

Mosel- und Niederfranken und sind die Vorfahren der Franken in Bayern, der<br />

Hessen, der Pfälzer, der Lothringer, der Saarländer, der Rheinländer, der Flamen,<br />

der Luxemburger und der Holländer (ohne die holländischen Friesen).

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