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Bildung - Alles, was man wissen muss

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326 WISSEN<br />

steht dann darin, das alte Dur- und Moll-System zu überwinden, denn auch in ihnen<br />

war bereits alles gesagt worden. Zugleich waren die alten Tonleitern nicht so ohne<br />

weiteres loszuwerden, da sie auf der natürlichen Wirkung der Töne beruhen. Schönbergs<br />

Antwort auf dieses Dilemma ist die Erfindung der Zwölfton-Musik. Sie basiert<br />

auf einer einfachen Regel: In einer Tonfolge muß jeder der zwölf Töne einmal vorkommen.<br />

Dies wird eine Reihe genannt, und der Rest eines Stückes muß auf dieser<br />

Reihe aufgebaut werden. Innerhalb der Reihe darf keine Note auf Kosten der ändern<br />

betont werden. Das Prinzip ist also ein absoluter Egalitarismus aller Töne, eine Form<br />

der musikalischen Entropie (physikalischer Begriff für den Wärmetod). Schönbergs<br />

Lehre hat großen Einfluß auf andere Komponisten ausgeübt. Einige seiner Studenten<br />

sind bedeutende Komponisten geworden, unter ihnen Alban Berg, Anton Webern<br />

und Marc Blitzstein.<br />

Thomas Mann nutzt den radikalen Neubeginn Schönbergs für die Gestaltung des<br />

Tonsetzers Adrian Leverkühn in seinem Ro<strong>man</strong> Dr. Faustus (–»-Literatur). Als sein<br />

Held wie Schönberg sieht, daß die musikalische Formensprache erschöpft ist, verschreibt<br />

er wie Faust seine Seele dem Teufel, und dieser läßt ihn dafür die Zwölfton-<br />

Musik entdecken. Wer also et<strong>was</strong> über die musikalische Moderne erfahren will, kann<br />

das nebenbei tun, wenn er Dr. Faustus liest. Dabei hat Mann sich fachlich von Theodor<br />

W. Adorno beraten lassen.<br />

Man kann nicht sagen, daß Schönbergs Musik beim Publikum viel Anklang gefunden<br />

hätte. Da ging es Igor Strawinsky (1882-1971) wesentlich besser. Statt zu versuchen,<br />

die Musik mit neuen Methoden weiterzuentwickeln, baute er auf alten, teilweise<br />

klassischen, teilweise archaischen Formen auf, die er dann so ironisch arrangierte,<br />

daß er seine Musik als öffentlichen Skandal inszenieren konnte. Besonders Le Sacre<br />

du Printemps schockierte durch seine heidnische Thematik und seine exzessive<br />

Rhythmik. Damit eröffnete Strawinsky das Verfahren, den Fundus der Musikgeschichte<br />

als Baukasten für neue Kompositionen zu nutzen. Während Schönberg und<br />

Strawinsky die künstlerische Freiheit der bürgerlichen Gesellschaft genossen, spielten<br />

Sergej Prokofjew (1891-1953) und Dimitrij Schostakowitsch (1906-1975) Verstecken<br />

mit der sowjetischen Zensur. Deshalb widersprechen sich bei ihnen die offizielle<br />

optimistische Stimmung und der untergründige Protest.<br />

USA<br />

Der Beitrag Amerikas zur Musik geht auf die Kultur der Afro-Amerikaner zurück:<br />

den Jazz. Er entwickelt sich aus dem Blues in einer Mischung aus traditionellen afrikanischen<br />

Gesängen, christlichen Hymnen und europäischen Tanzkapellen. Auch die<br />

Klezmer, die traditionellen jüdischen Musiker aus Osteuropa, bringen ihre Musik mit<br />

den großen Auswanderungswellen nach Amerika und beleben die Szene mit den

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