Exkursionsbericht - Tropenstation | La Gamba
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Ursula Bachlechner, Birgit Jogl<br />
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald<br />
KLETTERPFLANZEN<br />
Kletternde Pflanzen kommen in den tropischen Regenwäldern in großer Anzahl vor und zeigen die<br />
unterschiedlichsten Ausprägungen.<br />
Um eine ausreichende Lichtversorgung zu gewährleisten bedienen sich kletternde Pflanzen verschiedener<br />
Methoden.<br />
Als Wurzelklimmer werden Kletterpflanzen bezeichnet, die Haftwurzeln als Kletterhilfe entwickeln<br />
oder Klammerwurzeln ausbilden. Haftwurzeln sind Adventivwurzeln, die das Festhalten an der Rinde<br />
der Trägerpflanze ermöglichen. Klammerwurzeln umschlingen wie Gurte die Stämme der Trägerpflanzen.<br />
Ein bekannter Wurzelklimmer im tropischen Regenwald ist die kletternde Orchidee Vanille<br />
(Vanilla planifolia, Orchidaceae).<br />
Die Windenpflanzen wickeln ihren Spross um ihre Stütze, vergleichbar mit den uns bekannten Stangenbohnen.<br />
Sie beginnen ihr Leben als krautige Pflanzen mit langen Internodien. Bereits nach der<br />
Entwicklung des zweiten Internodiums kommt es zu einer kreisenden Nutationsbewegung. Wird dabei<br />
eine Stütze berührt (Thigmonastie), windet sich die Pflanze herum, und die Schlinge verholzt allmählich.<br />
Zur Ausprägung von Ranken, fadenförmigen, berührungsempfindlichen Pflanzenorganen, wie auch<br />
bei der Erbse zu beobachten, sind die Rankenklimmer befähigt. Die Ranken, zu Kletterorganen umgewandelte<br />
Sprosse, Blätter bzw. Wurzeln, kreisen und bleiben so lange in gestrecktem Zustand, bis<br />
sie eine geeignete Stütze aufgespürt haben. Anschließend sorgen sie durch mehrfaches Einrollen für<br />
elastischen Halt.<br />
Spreizklimmer zeichnen sich durch ihre weit spreizenden Zweige oder Äste, häufig auch Dornen oder<br />
Kletthaare aus, die sie für das Durchwachsen des Geästs anderer Pflanzen benötigen.<br />
Verholzte Kletterpflanzen werden als Lianen bezeichnet. Im Unterschied zu Hemiepiphyten wurzeln<br />
Lianen schon zu Beginn ihrer Entwicklung im Boden.<br />
Durch die Ausbildung zugfester und biegeelastischer Stämme können sie bei starkem Wind den Bewegungen<br />
ihrer Stütze folgen. Daher prägen selbst die dicksten holzigen Lianen nie einen so regelmäßigen<br />
Holzkörper wie Bäume aus. Eigenartig geformte Stämme, wie sie bei der Affenleiter (Bauhinia<br />
guianensis, Fabaceae) zu betrachten sind, entstehen durch nur an gewissen Stellen vollzogenes<br />
Wachstum und Holzbildung.<br />
Lianen wachsen unter natürlichen Gegebenheiten zumeist eher einzeln. Sie beginnen ihr Wachstum<br />
meist in Lücken, gelangen dann mit dem sich entwickelnden Wald in die Höhe und bilden dort ihre<br />
Krone aus. Das Wechseln von einem Baum zum anderen findet mit Hilfe der Zweige im Kronenbereich<br />
statt. Um frei zwischen langlebigen Bäumen zu hängen, müssen Lianen vor dem Absterben der<br />
in Waldlücken verbreiteten kurzlebigen Pionierhölzer auf langlebige Pflanzen klettern. Lianen benötigen<br />
aufgrund ihrer zum Teil enormen Gesamtlänge eine äußerst wirkungsvolle Wasserleitung, um<br />
auch die Krone am Ende noch ausreichend versorgen zu können.<br />
Weitere Beispiele für im Regenwald Costa Ricas vorkommende Lianen sind Cissus biformifolia (Vitaceae)<br />
und die Passionsblume (Passiflora vitifolia, Passifloraceae).<br />
Passionsblume<br />
(Passiflora vitifolia)<br />
Lianen<br />
Affenleiter<br />
(Bauhinia guianensis)<br />
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