Exkursionsbericht - Tropenstation | La Gamba
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Barbara Lukasch, Gina Philipp<br />
Reptilien und Amphibien<br />
form gab Anlass zu der irrtümlichen Behauptung, Schlangen würden „auf ihren Rippen laufen”; tatsächlich<br />
aber bewegen sich die Rippen bei keiner der vier Formen der Fortbewegung vorwärts und<br />
rückwärts. Das Seitenwinden ist die Fortbewegungsmethode einiger Wüsten-Schlangen. Hierbei rollt<br />
die Schlange ihren Körper in einer schlingenartigen Bewegung seitwärts am Boden entlang. Die vierte<br />
Methode ist eine ziehharmonikaartige Fortbewegung, wobei der Körper abwechselnd ausgestreckt<br />
und zusammengezogen wird, während sich die Schlange von einem Verankerungspunkt zum nächsten<br />
bewegt. Diese Art der Fortbewegung dient den Blindschlangen zum Überqueren glatter Oberflächen<br />
und zum Klettern, aber auch zum Wandern innerhalb unterirdischer Wohnröhren. Die häufigste der<br />
vier Fortbewegungsformen und zugleich diejenige, bei der sämtliche Schlangen die höchste Geschwindigkeit<br />
erreichen können, ist das Schlängeln. Die höchste nachgewiesene Geschwindigkeit<br />
einer Schlange liegt bei ungefähr 13 Kilometern pro Stunde. Beim Klettern können alle Methoden,<br />
außer das Seitenwinden, eingesetzt werden.<br />
Das Schwimmen erfolgt ausschließlich durch Schlängeln. Einigen Arten schreibt man die Fähigkeit<br />
zu, fliegen zu können. Doch sie können sich lediglich aus recht hohen Bäumen fallen lassen oder herabstürzen<br />
und unverletzt zu Boden fallen oder teilweise gleiten.<br />
Sämtliche Schlangen sind Fleischfresser und ernähren sich von einer Vielzahl von Tieren. Abhängig<br />
von der eigenen Körpergröße handelt es sich dabei um Insekten, Spinnen und Schnecken, bis hin zu<br />
Fröschen, Mäusen, Ratten und größeren Säugetieren. Dabei können sie dank der Flexibilität ihres<br />
Skeletts und Schuppenpanzers häufig Tiere verschlingen, die dicker oder schwerer als ihr eigener<br />
Körper sind. Viele Schlangenarten, vor allem solche aus der weltweit verbreiteten Familie der Natter,<br />
sind allerdings in ihrer Ernährung stark spezialisiert. So ernähren sich Eierschlangen ausschließlich<br />
von Vogeleiern. Schneckennattern verzehren Schnecken, die sie aus ihren Gehäusen ziehen können.<br />
Wassernattern erbeuten Fische, und Kletternattern Fledermäuse. Eine Reihe von Schlangen frisst ausschließlich<br />
andere Schlangen, andere wiederum ernähren sich auch von Aas. Die meisten Nattern<br />
verschlingen ihre Beutetiere bei lebendigem Leib.<br />
Giftschlangen, zu denen vor allem die Familien der Grubenottern, Vipern, Giftnattern und Seeschlangen<br />
gehören, töten durch das Injizieren ihres Giftes. Dabei „fesseln” einige das Opfer zunächst durch<br />
rasches Umschlingen, bevor sie zubeißen. Andere beißen zu, lassen die Beute entkommen, verfolgen<br />
sie mit Hilfe ihrer Sinnesorgane und verschlingen dann das gelähmte oder sterbende Tier. Einige<br />
Schlangen, besonders Boas, Pythons und Königsnattern, erdrosseln ihre Beutetiere, indem sie eine<br />
Körperschlinge um sie herum winden. Die südamerikanische Riesenschlange Anakonda ertränkt häufig<br />
die umschlungenen Tiere.<br />
Durch ihre räuberische Lebensweise spielen Schlangen eine bedeutende Rolle bei der Erhaltung des<br />
natürlichen Gleichgewichts, insbesondere hinsichtlich der Kontrolle von Nagetieren, die zumeist eine<br />
sehr hohe Fortpflanzungsrate aufweisen. Wie viele Amphibien und die meisten anderen Reptilien<br />
nehmen Schlangen den Großteil ihrer Nahrung in den Phasen zwischen der Fortpflanzungszeit und der<br />
Winter- bzw. Sommerruhe auf (soweit eine solche eingelegt wird) und zehren anschließend von diesen<br />
Reserven. Auch die Fähigkeit zur Fortpflanzung hängt oft vom Ernährungszustand des Tieres ab und<br />
auch davon, ob die den Stoffwechsel schonende Ruhephase lang genug war.<br />
Natürliche Feinde der Schlangen sind vor allem Raubtiere, Krokodile und einige Greifvögel, wie der<br />
Schlangenadler. Wegen ihrer Giftzähne oder der beachtlichen Körpergröße sind einige Arten für<br />
Fressfeinde aber nur schwer zu erbeuten. Viele Schlangen sind dank eines verschiedenartig gefärbten<br />
Schuppenpanzers an Untergrund oder Lichtverhältnisse ihres Lebensraums angepasst und somit gut<br />
getarnt. Korallenschlangen warnen Angreifer durch auffällige Schreckfarben vor ihrem Gift, wovon<br />
auch einige ungiftige Arten profitieren. Manche Schlangen, wie die Ringelnatter, stellen sich bei Bedrohung<br />
tot. Dabei erschlafft ihr gesamter Körper, die Tiere drehen sich auf den Rücken und bleiben<br />
bewegungslos liegen. Oft strecken sie die Zunge heraus, und gelegentlich wird sogar ein wenig mit<br />
Blut vermischter Speichel abgesondert, um die Täuschung perfekt zu machen.<br />
In Costa Rica gibt es 135 Schlangenarten, davon sind nur 18 Arten giftig.<br />
Tropische Klapperschlange (Crotalus durissus)<br />
Die tropische Klapperschlange ist die giftigste aller Klapperschlangen. Sie besitzt ein hoch wirksames,<br />
gewebezerstörendes Eiweiß (Protease). So enden unbehandelt nahezu 75 % aller Bissunfälle<br />
tödlich. Es gibt ein wirksames Gegenserum, das jedoch bei einem Angriffsbiss innerhalb von wenigen<br />
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