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Exkursionsbericht - Tropenstation | La Gamba

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Michaela Seiz, Birgit Wondratsch<br />

Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren<br />

oder Tiere eingestellt ist, die vorwiegend ihre Pollen übertragen. Während fledermausbestäubte Blüten<br />

sehr groß, säuerlich riechend, oft gelblich-grau oder blassgrün und mit reichlich schleimigem Nektar<br />

ausgestattet sind, locken vogelbestäubte Pflanzen durch prächtige Farben, oft rot und zeichnen sich<br />

durch Geruchlosigkeit und häufig hängende, röhrenförmige Blüten aus. Bienen und Schmetterlinge<br />

werden von süßlichem Duft angezogen. Pflanzen, die von Aas- oder Dungfliegen bestäubt werden,<br />

sind von unangenehmem Geruch, bräunlicher oder grünlicher Farbe und stellen aminosäurehältigen<br />

Nektar zur Verfügung. Ebenfalls variiert die Zuckerkonzentration im Nektar je nach Favorisierung des<br />

Bestäubers.<br />

Tiere können sich bei der Bestäubung auf gewisse Pflanzen spezialisieren: besuchen sie nur die Blüten<br />

einer bestimmten Pflanze, bezeichnet man sie als monolektische Bestäuber. Bestäuber mehrerer<br />

Pflanzen werden als oligolektisch und Bestäuber vieler Pflanzen als polylektisch bezeichnet. Diese<br />

Begriffe können sowohl auf die Pflanzenfamilie, als auch auf die Gattung und die Art angewandt werden.<br />

Monolektische Bestäuber sind in der Minderheit, weil die Blühperioden der meisten Pflanzen<br />

nicht lange genug dauern, um eine lebenslange Versorgung zu garantieren. Auch kann die Konkurrenz<br />

um eine einzige Pflanze zu hoch sein.<br />

Da viele der Pollen gefressen, an <strong>La</strong>rven verfüttert oder einfach abgestreift werden, muss die Pflanze<br />

diese in großer Anzahl herstellen. Auch ist die Pollenproduktion davon abhängig, ob die Pflanze sich<br />

selbst befruchten kann. Kann sie dies, ist die Anzahl an produzierten Pollen pro Samenanlage wesentlich<br />

geringer als bei Pflanzen, die auf Fremdbestäubung angewiesen sind.<br />

HELIKONIEN UND KOLIBRIS<br />

Die über 300 bekannten Kolibriarten der Familie Trochilidae besiedeln ausschließlich den amerikanischen<br />

Kontinent, hauptsächlich die tropischen und subtropischen Gebiete nördlich und südlich des<br />

Äquators. Die Größe dieser Nektarfresser variiert stark. Mit sechs Zentimeter Länge, inklusive<br />

Schnabel und Schwanzfedern und zwei Gramm Gewicht, ist die so genannte „Bienenelfe“ die kleinste<br />

bekannte Vogelart; die größte Kolibriart – der Riesenkolibri – misst etwa 25 cm und wiegt 20 g.<br />

Der Flügelschlag der Kolibris hat schon viele Wissenschafter und <strong>La</strong>ien fasziniert: bis zu 80 Mal pro<br />

Sekunde schlagen die Vögel mit ihren Flügeln in Form einer liegenden Acht. Die Flügel werden in<br />

einem Winkel von 180° bewegt, was den Kolibris ermöglicht, auch vor einer Blüte in der Luft zu „stehen“<br />

und rückwärts zu fliegen, was im Vogelreich einzigartig ist.<br />

Da die Sauerstoffzufuhr auf Grund des hohen Energiestoffwechsels stark erhöht ist, ist das Herz in<br />

Relation vergrößert und schlägt bis zu 1.260 Mal pro Minute. Ihren enormen Energiebedarf decken sie<br />

mit zuckerhältigem Nektar. In der Nacht können sie ihre Körpertemperatur um bis zu 20 °C und ihre<br />

Herzfrequenz auf ein Minimum senken, ansonsten würden sie verhungern.<br />

Das oft bewunderte metallisch schimmernde Gefieder – das der Männchen ist oft bunter als das der<br />

Weibchen – besitzen nur die Arten der Unterfamilie Trochilinae (auf Deutsch die „Eigentlichen<br />

Kolibris“). Die wenigen Arten der so genannten Eremiten (Phaethornithinae) haben ein erdfarbenes<br />

Gefieder, keinen Geschlechtsdimorphismus und eine schwarz-weiße Gesichtsmaske. Die wichtigsten<br />

Unterschiede der beiden Unterfamilien liegen in der Ernährungsweise und der Form des Schnabels.<br />

Die Eremiten ernähren sich überwiegend insektivor, während sich die „Eigentlichen Kolibris“ durch<br />

Nektarivorie auszeichnen. Der Schnabel der Eremiten ist lang und deutlich gekrümmt, um einerseits<br />

den Besuch von Blüten mit langer, gebogener Kronröhre (wie die der Heliconia), als auch die Erbeutung<br />

bodenbewohnender Insekten zu gewährleisten. Die „Eigentlichen Kolibris“ besitzen meist mittellange,<br />

relativ gerade oder schwach gekrümmte Schnäbel, was auf deren primär nektarivore Ernährung<br />

hinweist. Jedoch fangen auch sie im Flug Insekten, um ihren Eiweißbedarf zu decken, den sie für die<br />

Fortpflanzung benötigen. Die Merkmale des Schnabels – vor allem Länge und Krümmung – variieren<br />

aber auch von Art zu Art, da jede an einen anderen Blütentyp angepasst ist und somit ihre eigene<br />

ökologische Nische besetzt.<br />

Kolibribestäubte Blüten sind wie bei allen vogelbestäubten Blüten meist rot, orange oder gelb.<br />

Sie sind geruchlos, da Kolibris der Geruchssinn fehlt und weisen auf Grund der Fähigkeit der Kolibris,<br />

in der Luft zu „stehen“, keine <strong>La</strong>ndeflächen auf. Die Blüten sind außerdem fast immer röhrenförmig<br />

und lang und somit perfekt an die Schnäbel und die langen Zungen der Kolibris angepasst.<br />

Eine typische kolibribestäubte Pflanze ist die im tropischen Amerika beheimatete Helikonie (der<br />

Familie Heliconiaceae), die mit der Banane eng verwandt ist. Der Name rührt vom griechischen Berg<br />

Helicon, dem Sitz der Musen, her, vermutlich wegen der attraktiven Blütenstände. Die Blüten sind<br />

zygomorph und dreizählig, die Blütenstände hängend oder aufrecht.<br />

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