Exkursionsbericht - Tropenstation | La Gamba
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Costa Rica 2006<br />
Protokolle<br />
der ätzende Saft hinuntertropfen könnte. Bereits die Berührung der Rinde oder der Früchte kann die<br />
Haut reizen. Bei Verzehr der Früchte kann es zu inneren Verätzungen und Entzündungen kommen.<br />
Weiters sehen wir am Strand viele Einsiedlerkrebse (Coenobita sp., Coenobitidae), die, um sich vor<br />
Fressfeinden zu schützen, in Muscheln oder Schneckenhäuser einziehen. Sie besitzen selbst keinen<br />
Panzer. Die Behausungen müssen, abhängig vom Wachstum, immer wieder gegen größere getauscht<br />
werden. Die gefährlichste Phase im Leben eines Einsiedlerkrebses stellt der Muschel- bzw.<br />
Schneckenhauswechsel dar. Man findet am Strand kaum leere Schneckenhäuser – alle laufen davon,<br />
sobald man nach ihnen greifen möchte.<br />
Auch Strandläufer, (Calidris sp., Scolopacidae), die im flachen Wasser nach Schnecken suchen, und<br />
jede Menge Krabbenspuren sind zu sehen.<br />
Strandkrabben (Carcinus maenas, Brachyura) dienen der Meeressäuberung. Um die von Krabben<br />
gebohrten Löcher befinden sich deshalb zahlreiche kleine Kügelchen, die nach dem Filtrieren des<br />
Sandes, den die Tiere anschließend formen und ablegen, entstehen.<br />
Auf dem Pfad durch den Nationalpark begegnet uns ein Schwarzer Leguan (Ctenosaurus similis,<br />
Iguanidae), ein Tier, das gut an Trockengebiete angepasst ist. Der Schwarze Leguan besitzt einen<br />
Stachelschwanz, den er zur Revierverteidigung und während der Balzzeit zum Kämpfen einsetzt. Er<br />
ernährt sich rein vegetarisch (Blätter, Früchte). Der Schwarze Leguan gilt zwar ebenfalls als<br />
Delikatesse, ist jedoch nicht so beliebt wie der Grüne Leguan (Iguana iguana, Iguanidae).<br />
Danach entdecken wir eine Echse (Ameiva ameiva, Teiidae), die einen Skorpion (Centruroides<br />
margaritatus, Centruroides) erbeutet hat, und einen Ibis (Eudocimus albus, Threskiornithidae).<br />
Wir sehen den Baum Myrcianthes fragrans, der zu den Myrtengewächsen (Myrtaceae) gehört und<br />
die Eigenheit besitzt, seine Borke abzuschälen – eine erfolgreiche Taktik um Epiphyten fernzuhalten.<br />
Dieser Baum ist an die Trockenheit angepasst.<br />
Wenig später können wir ein Aguti (Dasyprocta punctata, Dasyproctidae), ein Nagetier, aus einiger<br />
Entfernung beobachten. Durch Betrachtung des Körperbaus des Tieres kann man Rückschlüsse auf<br />
sein Habitat ziehen. Das Aguti hat einen kleinen Kopf und einen dickes Hinterteil, was auf einen<br />
Lebensraum im dichten Waldesinneren hinweist. Mit seinem schmalen Kopf, der mit sensiblen<br />
Tasthaaren ausgestattet ist, schlägt es sich durch das Dickicht. Die aus Südamerika eingewanderten<br />
Agutis sind tagaktiv und Pflanzenfresser (Früchte, Nüsse, Blätter, Stängel, Wurzeln). Sie werden<br />
gejagt (obwohl Jagd in Costa Rica eigentlich verboten ist!), wobei 10 kg Fleisch ca. $ 100,-<br />
einbringen. Der Geschmack des Fleisches erinnert angeblich an Rattenfleisch. Agutis sind wichtige<br />
Samenverbreiter. Die Samen der Paranuss (Bertholletia excelsa), die zu den<br />
Topffruchtbaumgewächsen (Lecythidaceae) gehört, kann nur das Aguti aufbeißen und somit für<br />
deren Verbreitung sorgen.<br />
Bei der Geländeform im Nationalpark kann man beobachten, dass sich die Bäume am Geländestreifen,<br />
der sich direkt an den Strand anschließt, zum Licht und somit in den Strand hineinlehnen. Weiter in<br />
Richtung <strong>La</strong>ndesinneres fällt das Geländeniveau im Vergleich zum vorgelagerten Strand ab, und das<br />
Ökosystem verändert sich völlig. Dort gibt es Brackwasser und der Lebensraum ist durch<br />
Mangrovenbäume, Stachelpalmen und Gräser, Wasservögel, Schildkröten und Kaimane<br />
gekennzeichnet. Den oberen Teil des Kopfes eines Kaimans (Caiman crocodilus, Alligatoridae)<br />
können wir Minuten später durch das Fernglas beobachten, bevor er wieder ins Brackwasser abtaucht.<br />
Hoch oben in einer Baumkrone sehen wir einen Waschbären (Procyon lotor, Procyonidae).<br />
Waschbären sind ursprünglich über die <strong>La</strong>ndbrücke aus Nordamerika eingewandert.<br />
Am Playa Manuel Antonio können wir uns einen Strand- oder Seemandelbaum (Terminalia<br />
catappa) ansehen, der zur Familie der Combretaceae gehört. Dieser ist eine sogenannte „keystone<br />
species“ (Schlüsselart), weil er das Grundnahrungsmittel für Aras (Ara macao, Ara ambigua,<br />
Psittacidae) darstellt. Der Baum blüht und fruchtet ganzjährig. Die Früchte sind schwimmfähig.<br />
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