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Exkursionsbericht - Tropenstation | La Gamba

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Michaela Seiz, Birgit Wondratsch<br />

Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren<br />

Neben den Akazienarten, für die die Beziehung zum Ameisenpartner lebensnotwendig ist, gibt es auch<br />

solche, die zwar gelegentlich von verschiedenen Ameisenarten besiedelt werden, aber darüber hinaus<br />

chemische Abwehrstoffe gegen Fressfeinde entwickelt haben. Diese Arten produzieren zwar ebenfalls<br />

Nektar, erhöhen die Produktion jedoch um ein Vielfaches, wenn ihre Blätter angefressen werden. So<br />

werden Pseudomyrmex angelockt, die die neue Futterquelle verteidigen.<br />

Akazie mit ihren Bewohnern<br />

(Pseudomyrmex-Ameisen)<br />

Cecropia Futterkörperchen<br />

CECROPIA SP. UND AZTECA SP.<br />

Cecropia-Pflanze<br />

Die häufig an Flussufern oder auf Waldlichtungen zu findende Cecropia – auch Ameisenbaum genannt<br />

– ist mit über 100 Arten in Mittelamerika vertreten und gehört zur Familie der Cecropiaceae.<br />

Ihre Beziehung zu den Azteca-Ameisen ist von ähnlicher gegenseitiger Abhängigkeit geprägt wie die<br />

der Acacia und Pseudomyrmex.<br />

Die 10 – 20 m hohen schnellwüchsigen Bäume sind leicht an der hellen Blattunterseite und den handförmig<br />

geteilten großen Blättern erkennbar. Die Internodien am schlanken Stamm sind stark ausgeprägt.<br />

Wenn Ameisenbäume von größeren Bäumen beschattet werden, werden sie von ihrem Standort<br />

verdrängt. Janzen fand auch hier bei mindestens 70 Cecropia-Arten sichere Hinweise auf einen Mutualismus.<br />

Die Besonderheit der Cecropia liegt in ihrem hohlen Stamm, der an den Blattknoten durch Querwände<br />

in Kammern unterteilt wird. Mindestens zehn Arten beherbergen die Ameisen in diesem Hohlstamm,<br />

weswegen man sie zu den primären Myrmekophyten zählt.<br />

Vertiefungen im Stamm, die so genannten Prostomata, spielen eine Rolle bei der Besiedelung durch<br />

die junge Königin, die sich durch sie einen Eingang in den Stamm nagt. Diese besonders dünnwandige<br />

Stelle findet sich in jedem Internodium. Die Querwände im Inneren des Stamms werden mit dem Anwachsen<br />

der Kolonie durchgenagt, die sich so schließlich über die gesamte Pflanze ausbreitet.<br />

Auch die Cecropia produziert spezielle Futterkörper zur Ernährung der Ameisen. Die eiförmigen<br />

Müller’schen Körperchen besitzen glykogenreiche Plastiden, was eine Seltenheit in der Pflanzenwelt<br />

darstellt, da in der Pflanze Energie sonst als Stärke gespeichert wird. Sie werden im Inneren spezieller,<br />

an den Blattstielansätzen befindlicher Haarpolster, den so genannten Trichilien, gebildet, aus denen sie<br />

im Reifezustand von den Ameisen herausgezogen werden. Jedes Trichilium bildet pro Tag etwa zehn<br />

dieser Körperchen und braucht nach dem Absammeln etwa 20 – 25 Tage zur Neuproduktion. Die Produktion<br />

steigt mit der Nachfrage. Bei den in Gewächshäusern gehaltenen und somit nicht von Ameisen<br />

besiedelten Cecropia-Arten, werden die Müller’schen Körperchen ebenfalls produziert. Die Produktion<br />

der Körperchen ist somit genetisch in der Pflanze festgelegt und nicht direkt durch die Ameise<br />

hervorgerufen.<br />

Weiters werden lipidreiche „Perlkörper“ auf der Blattfläche und am Blattstiel hergestellt, jedoch nur<br />

auf jüngeren Blättern. Verschiedene Beobachtungen haben ergeben, dass die Ameisen kaum Notiz von<br />

ihnen nehmen bzw. die Perlkörner zwar gefressen werden, aber keinen wichtigen Bestandteil der Nahrung<br />

darstellen. Wie auch bei der Akazie verteidigt die Ameise die Cecropia gegen Fressfeinde und<br />

pflanzliche Konkurrenz, und nagt zum Beispiel die an den von der Cecropia bevorzugten offenen<br />

Standorten häufig vorkommenden zahlreichen Lianen ab. Auch die Besiedelung von Epiphyten wird<br />

verhindert.<br />

Gegenüber Käfern ist der Schutz der Ameise effektiv, während sie gegen Zikaden oder Fliegen wenig<br />

ausrichten kann. Auch verteidigt die Ameise die Pflanze in der Trockenzeit heftiger als in den Regenmonaten.<br />

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