Exkursionsbericht - Tropenstation | La Gamba
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Michaela Seiz, Birgit Wondratsch<br />
Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren<br />
5.7 INTERAKTIONEN ZWISCHEN PFLANZEN<br />
UND TIEREN<br />
5.7.1 Einleitung<br />
Die Beziehung zwischen Tieren und Pflanzen ist von großer Vielfalt. Da das Tier nicht fähig ist,<br />
Sonnenlicht in Energie umzuwandeln, ist es auf die Pflanze angewiesen. Der Nutzen der Tiere für die<br />
Pflanzen ist erst auf den zweiten Blick erkennbar, der bekannteste ist die Bestäubung durch Insekten<br />
oder Vögel. Auch Samenverbreitung durch größere Tiere ermöglicht erst das Überleben zahlreicher<br />
Pflanzenarten.<br />
Die Wechselbeziehung zwischen Lebewesen zweier Arten, die für beide vorteilhaft ist, nennt man<br />
Mutualismus. Nicht symbiontische Mutualismen zwischen Pflanzen und Tieren umfassen drei<br />
wichtige Kategorien:<br />
• Bestäubung: Befruchtung der Eizelle durch Pollen anderer Pflanzen. Im Gegenzug dienen<br />
Pollen und Nektar als Nahrung für Insekten.<br />
• Samenverbreitung: Samen werden für günstiges Wachstum von der Mutterpflanze wegtransportiert,<br />
Früchte oder auch Samen selbst dienen als Nahrung und somit Belohnung für die<br />
Tiere.<br />
• Schutz (durch Ameisen): Pflanzen werden von Ameisen vor Fressfeinden und Konkurrenzpflanzen<br />
geschützt, im Gegenzug erhalten diese Nahrung und Wohnraum.<br />
Schon die Ursprünge der Pflanzenwelt liegen wahrscheinlich in einer Symbiose: man vermutet, dass<br />
sich Mitochondrien und Chloroplasten dadurch entwickelt haben, dass Einzeller photosyntheseaktive<br />
Bakterien inkorporiert, aber nicht verdaut haben und sich deren Fähigkeit, Photosynthese zu betreiben,<br />
zu Nutze gemacht haben.<br />
Im <strong>La</strong>ufe der Evolution hat diese Wechselbeziehung zu speziellen Anpassungen geführt – Insekten<br />
und Säugetiere sind verdauungsphysiologisch an den, von der Pflanze bereitgestellten, Nektar und<br />
Pollen angepasst, der von der Pflanze zur Anlockung derselben speziell hergestellt wird. Hier zeigt<br />
sich das Darwinsche Prinzip, dass nicht der Stärkste überlebt, sondern der am besten Angepasste. Die<br />
Beziehung ist sowohl für die Pflanze als auch für das Tier von Vorteil, während beide ihre Eigeninteressen<br />
verfolgen.<br />
Die Arten von Beziehungen, die sich zwischen zwei Organismen aufbauen können, kann man allgemein<br />
in vier Kategorien gliedern: Konkurrenz (um Wohnraum, Nahrung, Licht), Parasitismus und<br />
Fraß (hierzu zählt auch die Räuber-Beute Beziehung), Symbiose und außerdem noch die so genannte<br />
Tischgenossenschaft (Kommensalismus, ein Organismus lebt von den Abfällen des anderen).<br />
Von solchen allgemeinen Wechselbeziehungen ausgehend haben sich, speziell in den Tropen, hoch<br />
spezialisierte Symbiosen entwickelt, in denen die Partner füreinander nicht nur von Vorteil, sondern<br />
sogar lebensnotwendig sind. Sie sind beinahe als ein Organismus zu betrachten.<br />
Diese faszinierenden Formen des Zusammenlebens wollen wir an Hand einiger Beispiele von der einfachen<br />
Bestäubung, über spezialisierte Samenverbreitung, bis hin zu tropischen Wundergeschöpfen,<br />
wie den Ameisenpflanzen, näher beleuchten.<br />
5.7.2 Bestäubung<br />
FUNKTION UND MECHANISMUS<br />
Die Bestäubung ist die Übertragung von Pollen, für die Befruchtung der Eizelle in den empfänglichen<br />
Teilen der Pflanze. Die Selbstbestäubung ist relativ selten, und die meisten Pflanzen sind für die Bestäubung<br />
auf Insekten, Vögel oder Fledermäuse angewiesen. Um diese Tiere anzulocken, hat die<br />
Pflanze vielfältige Methoden entwickelt: Bereitstellung von Nektar und/oder Pollen als Nahrung<br />
oder Düfte für einige Bienen (zum Beispiel die Männchen der Prachtbiene, die zur Anlockung ihrer<br />
Weibchen „Parfum“ einsetzen). Interessant ist, wie sehr das Angebot der Pflanzen auf die Insekten<br />
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