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Exkursionsbericht - Tropenstation | La Gamba

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Christian Kolowratnik<br />

3.2.2 Historischer Rückblick<br />

Verfassung von 1949 und ihre Auswirkungen<br />

(Unvollständig im Sinne einer Fokussierung zum Verständnis der Verfassung von 1949)<br />

Costa Ricas Vergangenheit war alles andere als stabil. Bereits in der Gründungsphase der<br />

„1. Republik“ waren Streit und Bürgerkriege vorprogrammiert. Costa Rica ging nicht aufgrund einer<br />

eigenständigen Entscheidung in die Unabhängigkeit, sondern vielmehr durch den Einfluss Guatemalas,<br />

welches sich am 15. September 1821, stellvertretend für sämtliche zentralamerikanischen Provinzen,<br />

von Spanien für unabhängig erklärte. Mit dieser Entwicklung begannen in Costa Rica nationale Richtungsstreitereien.<br />

Zum einen die konservativen „monarchistischen“ Bewegungen um Cartago und Herédia,<br />

welche bestrebt waren, einen Anschluss an das mexikanische Kaiserreich herbeizuführen und die<br />

liberale „republikanische“ Bewegung hauptsächlich um San José und Alajuela. Schlussendlich folgte<br />

auf diesen Konflikt 1823 die Schlacht von Ochomongo, welche nach wenigen Stunden mit der Einnahme<br />

Cartagos endete. Die Folge dieser Auseinandersetzung war die Verlegung der Hauptstadt von Cartago<br />

nach San José.<br />

Der zweite Bürgerkrieg fand im Jahr 1838 statt, nachdem der Interimspräsident Braulio Carrillo bei<br />

den regulären Präsidentschaftswahlen des Jahres 1837 unterlag und das Militär zu seinen Gunsten putschte.<br />

Dies war in der Geschichte Costa Ricas das erste Mal, dass ein Präsident durch das Militär ohne<br />

verfassungsmäßige Grundlage ins Amt gesetzt wurde.<br />

Carrillo blieb bis ins Jahr 1842 selbsternannter Diktator von Costa Rica, bis ihn Francisco Morazàn der<br />

vormalige Präsident der mittelamerikanischen Union mit Hilfe des costaricanischen Generals Villasenor<br />

stürzte. Obwohl Morazàn zuerst als Befreier der Diktatur gefeiert wurde, wurde er bereits nach einem<br />

halben Jahr Amtszeit zusammen mit Villasenor exekutiert. Morazàn hatte einen Großteil der Steuereinnahmen<br />

zum Aufbau der Armee verwendet, um die mittelamerikanische Union wieder herzustellen.<br />

Nun folgte eine Zeit der Ruhe und Konsolidierung, die Wirtschaft des <strong>La</strong>ndes wuchs aufgrund des Kaffeeanbaus,<br />

sorgte aber auch für neuen Zündstoff. Diesmal zwischen Kleinbauern und Großgrundbesitzern.<br />

Als nun Präsident Juan Rafael Mora die Gründung einer Nationalbank bekannt gab, welche die<br />

Stellung der Großgrundbesitzer – die bisherigen Kreditgeber – untergraben hätte, wurde dieser gefangen<br />

genommen und exekutiert. Dies war der erste direkte Eingriff der „Kaffeearistokratie“ auf den Regierungsapparat<br />

des <strong>La</strong>ndes. Durch die Häufung solcher Ereignisse wuchs die Kluft zwischen den<br />

Großgrundbesitzern und der einfachen Bevölkerung beträchtlich.<br />

1870 putschte General Tomas Guardia und errichtete bis zu seinem Tod in Jahr 1882 wiederum eine<br />

Diktatur. Er verwies jene Mitglieder reicher Familien des <strong>La</strong>ndes, welche immer wieder zu Umstürzen<br />

anstifteten, was den Einfluss der Kaffeearistokratie schließlich schwächte und dem Staat eine gewisse<br />

Unabhängigkeit ermöglichte. Guardia berief eine verfassungsgebende Versammlung ein, die eine Konstitution<br />

erarbeitete, die 1871 in Kraft trat, und mit Ausnahme kurzer Unterbrechungen bis 1948 Bestand<br />

hatte. Teile hiervon gelten in der Verfassung von 1949 bis heute. Nach dem Tod Guardias, wurde<br />

die Militärdiktatur bis 1890 weitergeführt. In dieser Zeit begann auch die finanzielle Abhängigkeit Costa<br />

Ricas vom Ausland, vor allem durch Einführung von Plantagen unter Initiative der United Fruit<br />

Company. Dadurch flossen große Kapitalmengen ins Ausland ab, und es kam zur Verschuldung des<br />

<strong>La</strong>ndes durch den Eisenbahnbau unter Guardia.<br />

Im darauf folgenden Wahlkampf beteiligten sich nun erstmals mehr als nur die elitären Zirkel des <strong>La</strong>ndes.<br />

Die Politik wurde auch für den kleinen Mann interessant, dadurch bildeten sich erstmals Parteien.<br />

Obgleich das <strong>La</strong>nd nun eine Basis durch die Verfassung hatte, kam es immer wieder zu gewaltsamen<br />

Zwischenfällen und Wahlbetrug. Weiters wurde die Stabilität des <strong>La</strong>ndes durch die beiden Weltkriege<br />

stark beeinflusst. Costa Rica war in diese zwar nicht direkt involviert, jedoch musste es seine europäischen<br />

Absatzmärkte einbüßen, was die exportorientierte Wirtschaft schwer traf.<br />

Schlussendlich eskalierte die Situation, als bei der Präsidentenwahl im Jahr 1947 ein Teil der Stimmzettel<br />

aus ungeklärten Gründen verbrannte. Der „Pacto del Caribe“ welcher sich die Zielsetzung gab, die<br />

diktatorischen Regime der Region zu bekämpfen, nutzte den Moment der Unzufriedenheit in der Bevölkerung<br />

und der Schwäche des Militärs und beschloss unter der Leitung von Figueres Ferrer, welcher<br />

seit 1942 in Mexiko im Exil war, seinen „cruzada democratica“ in Costa Rica zu beginnen. Am<br />

10.März 1948 begann der sechswöchige Bürgerkrieg, welcher 2.000 Menschenleben forderte.<br />

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