Exkursionsbericht - Tropenstation | La Gamba
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger<br />
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas<br />
der niedrigere Vulkan Chato (1.100 m), ein schlummernder Kegel mit einem erbsengrünen See im<br />
erloschenen Krater. Der Cerro Chato zeigt seit rund 3.500 Jahren keine Aktivität mehr. Zu dieser Zeit<br />
schob sich der Arenal gerade erst aus dem Boden und wuchs empor wie ein gigantischer Maulwurfshügel.<br />
Mit seinem fast völlig symmetrischen Kegel, gehört der Arenal zu der Gruppe der Stratovulkane<br />
und ist der jüngste Vulkan in Costa Rica. Die ältesten, bekannten Gesteine sind nur 2.900 Jahre alt.<br />
Durch die großen <strong>La</strong>vamengen, die der Vulkan ausstößt, verändert sich die exakte Höhe häufig.<br />
Es ist durchaus nachvollziehbar, dass Costa Ricas Ureinwohner den Berg als heilig verehrten.<br />
Krater:<br />
Vor dem großen Ausbruch 1968 zeigte der Vulkan lediglich hin und wieder eine schwache Rauchaktivität<br />
in seinem alten Krater. Durch die große Eruption bildeten sich drei neue Krater, was ein Indiz für<br />
den enormen Druck ist, der sich im <strong>La</strong>ufe der Jahre aufgestaut hatte.<br />
Ausbrüche:<br />
Bis zu seiner Erstbesteigung im Jahre 1937 glaubte man nicht an einen vulkanischen Ursprung des zu<br />
dieser Zeit etwa 1.633 m hohen Berges, der damals noch völlig überwachsen war. Die letzte große<br />
Eruption (seit bestehenden Aufzeichnungen) dürfte ungefähr um 1500 gewesen sein, da aus dieser Zeit<br />
<strong>La</strong>vaströme entdeckt und analysiert werden konnten.<br />
Doch die erste große Eruption im 20. Jahrhundert, am 29. Juni 1968 (siehe weiter unten: „Der Tag des<br />
Weltuntergangs“), bewies Gegenteiliges. Der Druck, der sich über 450 Jahre aufgebaut hatte, löste<br />
sich in einer gewaltigen Explosion, über fünfzehn Quadratkilometer wurden mit <strong>La</strong>va, Felsen und<br />
Asche bedeckt. Insgesamt gab es Spuren des Ausbruchs auf mehr als 232 km². Die Vegetation des<br />
Vulkans wurde vollkommen vernichtet und das Umfeld verwandelte sich in wenigen Minuten in eine<br />
Mondlandschaft, die noch heute sichtbar ist. Dabei wurden auch die Ortschaften Pueblo Nuevo und<br />
Tabacón völlig zerstört. 80 Menschen kamen damals ums Leben.<br />
Mit dieser ersten Explosion 1968, wurden drei neue Krater geformt. Einer von ihnen bekam den Namen<br />
Krater A und aus diesem strömte noch im September desselben Jahres zum ersten Mal <strong>La</strong>va.<br />
Die größten Risiken am Vulkan Arenal sind die pyroklastischen Ströme. Das sind Feststoff-Gas-<br />
Dispersionen, die sich sehr schnell ins Tal bewegen, und in deren Begleitung explosive vulkanische<br />
Eruptionen auftreten können.<br />
Bis heute blieb der Vulkan einer der aktivsten der Welt, regelmäßig fließt <strong>La</strong>va an den Hängen ins Tal<br />
und immer wieder wirft er glühende Gesteinsbrocken, deren Durchmesser bis zu 5,7 m betragen, auf<br />
ca. 300 m Höhe in die Atmosphäre. Es kann mehrmals täglich zu Eruptionen kommen, manchmal ist<br />
aber auch für einen ganzen Monat Ruhe. Bei gutem Wetter kann man tagsüber Rauchwolken vom<br />
Krater aufsteigen sehen, begleitet von einem weithin hörbaren Grollen. Besonders eindrucksvoll ist<br />
der Vulkan bei Dunkelheit, wenn die orangeglühende <strong>La</strong>va die Nacht erhellt.<br />
Seit 25 Jahren beobachten Seismologen des Smithonian Institute und der Universidad de Costa Rica<br />
(UCR) den Vulkan und registrieren jede Aktivität. Die ehemalige Beobachtungsstation an der Arenal<br />
Observatory Lodge ist heute den Touristen vorbehalten.<br />
„Der Tag des Weltuntergangs"<br />
Der Augezeuge Francisco Araya schildert der Ausbruch des Vulkans Arenal am 29. Juni 1968:<br />
„Am Morgen, an dem der Arenal ausbrach, blickte Angel Valerio aus dem Fenster seines Hauses auf<br />
einen wolkenlosen Himmel. Die perfekte Silhouette des Berges sperrte sich gegen das Licht der ersten<br />
Sonnenstrahlen des Tages, und an den Hängen des Vulkans erwachte das Leben. Wie viele andere<br />
Bewohner war er im Schatten des Vulkans geboren und kannte ihn als majestätischen und stillen Berg.<br />
Gegen 7.00 Uhr verließ er sein Haus um auf seiner Finca einige Kühe auszusuchen, die er an diesem<br />
Tag verkaufen wollte. Im Haus blieben seine Frau Christina und seine beiden Söhne zurück. Etwa eine<br />
Stunde später, als er mit einigen <strong>La</strong>ndarbeitern das Vieh einsammelte, begann die Erde zu zittern und<br />
sie hörten ein schreckliches Rumoren. Sie konnten kaum glauben was sie sahen: An der Flanke des<br />
Arenals öffnete sich ein gigantischer Schlund und schleuderte eine riesige Wolke aus giftigen Gasen<br />
und Glut in den sich verdunkelnden Himmel. Fast gleichzeitig setzte ein starker Niederschlag von<br />
Asche, Schlamm und Steinen ein. „Das Ende der Welt", dachte Angel. So schnell ihn sein Pferd tragen<br />
konnte ritt Angel nach Hause. Der Vulkan schleuderte indes unablässig <strong>La</strong>va in die Höhe. Die Asche<br />
kroch ihm in Augen und Mund, trotz seines Sombreros und eines Tuches, welches er sich zum Schutz<br />
vors Gesicht gebunden hatte. Schließlich erreichte er sein Haus; rief verängstigt nach seiner Familie.<br />
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