Exkursionsbericht - Tropenstation | La Gamba
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Christian Kolowratnik<br />
Verfassung von 1949 und ihre Auswirkungen<br />
Figueres Ferrer musste erkennen, dass dem costaricanischen Volk mehr am eigenen <strong>La</strong>nd lag, als an der<br />
Befreiung der Region, jedoch ermöglichte sein Sieg dem <strong>La</strong>nd eine demokratische Verschnaufpause,<br />
und die Gunst der Stunde wurde genutzt um die Verfassung vom 7. November 1949 zu erstellen, welche<br />
heute noch gültig, und sicherlich auch wichtig für die heutige Stabilität der Region ist. In dieser<br />
Verfassung ist auch die Furcht der Verantwortlichen zu erkennen, dass wieder Unrechtmäßigkeiten<br />
auftreten könnten (z.B. der Ausschluss zur Wiederwahl auf Lebenszeit nach der Präsidentschaft)<br />
3.2.3 Die Verfassung von 1949<br />
Die Verfassung von 1949 umfasst 18 teils große Kapitel (capítulos) und kurze Abschnitte (títulos).<br />
Daraus werden hier kurz die für die Entwicklung der Demokratie wichtigen Teile vorgestellt:<br />
DIE DEMOKRATIE<br />
<strong>La</strong> Republica (Título I):<br />
Artikel 1 des ersten Abschnitts bezeichnet Costa Rica als eine freie und unabhängige und demokratische<br />
Republik, die weiteren Artikel befassen sich mit der nationalen Souveränität.<br />
Wichtig ist Artikel 9, welcher die Einteilung der Gewalt in eine Legislative, Exekutive und Judikative<br />
teilt. Die jeweiligen Institutionen werden in den entsprechenden Kapiteln gesondert behandelt. Nicht<br />
genannt wird hier die Wahlkontrolle, die inoffiziell aufgrund ihrer Macht und Immunität die 4. Macht<br />
genannt wird.<br />
Artikel 12 als Letzter des Kapitels verbietet die Armee als ständige Institution und überträgt es den<br />
Polizeieinheiten für den Erhalt der öffentlichen Sicherheit zu sorgen. Militäreinheiten dürfen nur im<br />
Fall einer kontinentalen Übereinkunft oder zur nationalen Verteidigung organisiert werden. Auf jeden<br />
Fall müssen die Einheiten dann einer zivilen Behörde unterstellt werden.<br />
Warum diese weltweit einzigartige Entscheidung getroffen wurde, lässt mehrere Vermutungen offen.<br />
Zum einen hat das Militär in Costa Rica nie eine wichtige Rolle gespielt und hatte dadurch nicht die<br />
starke Lobby hinter sich, die in anderen Staaten der Region bestand. Zum anderen war natürlich der<br />
Faktor der ständigen Bedrohung der Demokratie. Schon mehrmals wurde in Costa Rica durch das Militär<br />
geputscht und so hätte es eine ständige Risikoquelle dargestellt. Ein weiterer wichtiger Faktor war,<br />
dass die Armee weit unter jedem vernünftigen Standard war, und dadurch eine Aufrüstung immense<br />
Geldmengen gekostet hätte. Durch seinen Verzicht auf eine stehende Armee konnte Costa Rica Gelder<br />
in Sozialprojekte umleiten, und dadurch langfristig die heute bestehenden Sozialstandards erreichen.<br />
DIE GEWALTENTEILUNG<br />
Die Legislative (Titulo IX):<br />
Kapitel 1 legt die Organisationsstruktur des Kongresses fest, indem es dem Volk die legislative Gewalt<br />
durch Wahlen überträgt. Der Kongress ist ein Einkammern-Parlament, welches seit der Verfassungsänderung<br />
von 1961 insgesamt 57 Abgeordnete hat. Die Abgeordneten werden auf eine Dauer von vier<br />
Jahren gewählt, und können danach für die Dauer einer Legislaturperiode nicht wieder gewählt werden.<br />
Das passive Wahlrecht besteht mit der Vollendung des 21. Lebensjahres. Nicht zur Kandidatur zugelassen<br />
sind der Präsident, seine Stellvertreter, Mitglieder des Obersten Gerichtshofes, der Wahlaufsicht,<br />
den Sicherheitskräften sowie der nahen Angehörigen von Inhabern der Wahlämter.<br />
Artikel 2 regelt die Befugnisse der Legislative. Dazu gehören:<br />
• die Verabschiedung, Aufhebung und verbindliche Interpretation der Gesetze<br />
• die Ernennung der Richter des obersten Gerichtshofes<br />
• die Billigung oder Missbilligung von internationalen Abkommen, Verträgen und Konkordaten<br />
• die Entscheidung über die Genehmigung von ausländischen Streitkräften auf Staatsgebiet<br />
• die Ermächtigung der Exekutive den nationalen Verteidigungsfall auszurufen und Frieden zu<br />
schließen<br />
• die Ausrufung des Notstandes und die Außerkraftsetzung der in der Verfassung enthaltenen Individualrechte<br />
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