Exkursionsbericht - Tropenstation | La Gamba
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Ursula Bachlechner, Birgit Jogl<br />
5.1.5 Besonderheiten tropischer Pflanzen<br />
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald<br />
PHÄNOLOGIE<br />
Durch das Ausbleiben der kalten Wintermonate wird eine Verteilung der Blütezeiten der einzelnen<br />
Arten über das ganze Jahr verteilt ermöglicht. Blüten mit höheren Nektarmengen dienen dadurch auch<br />
größeren, langlebigeren Tieren, wie Vögeln und Fledermäusen, als sichere Nahrungsquelle. Da sich in<br />
den Tropen die einzelnen Individuen einer Pflanzenart oft weit voneinander entfernt befinden, bieten<br />
kräftige Tiere, die als Bestäuber größere Distanzen überwinden können, wiederum Vorteile für die<br />
Pflanzen.<br />
Vögel werden aufgrund ihres meist schlecht ausgebildeten Geruchsorgans durch Farbeffekte angelockt.<br />
Vogelblüten sind daher in der Regel rot-orange, geruchlos und produzieren große Nektarmengen,<br />
von denen sich die meist langschnabeligen Kolibris ernähren. Ein Beispiel hierfür ist der Korallenbaum<br />
(Erythrina costaricensis, costarican. poró), aus der Familie der Fabaceae.<br />
Fledermausblüten sind unscheinbar gefärbt, groß und derb, wodurch es den Tieren ermöglicht wird,<br />
sich anzukrallen. Die einen dumpf süßlichen Geruch ausströmenden Blüten öffnen sich oft nur nachts.<br />
Sie besitzen meist große Pollen- und Nektarmengen. Inga spectabilis (Mimosaceae; costaric. guaba<br />
machete), die durch sehr lange Staubfäden gekennzeichnet ist, welche weit aus der Blütenkrone hinausragen,<br />
ist eine von Fledermäusen bestäubte Pflanze.<br />
WACHSTUMSRHYTHMIK<br />
Verschiedene Charakteristika tropischer Bäume, wie die Ausbildung von nur einem oder wenigen<br />
Vegetationspunkten (Punkte, die aus embryonalen d.h. teilungsfähigen und undifferenzierten Zellen<br />
bestehen, von denen das primäre Wachstum der Sprossachse ausgeht) und dicke, wasserspeichernde<br />
Stämme und Blätter sowie weit ausladende, flache Kronen hätten in den gemäßigten Breiten durch<br />
Frost und Schneelast erhebliche Probleme. Eine Ruhephase wird in tropischen Regenwäldern entweder<br />
durch Trockenheit bewirkt, ist also von der Niederschlagsmenge abhängig, oder wird von der<br />
Pflanze selbst gesteuert, wie es in immerfeuchten Waldgebieten der Fall ist.<br />
BLÄTTER<br />
Zu den Pflanzenarten die Blätter besitzen, welche die in den Tropen vorherrschende ganzrandige Form<br />
aufweisen, die häufig in eine Träufelspitze ausläuft, gehören beispielsweise die verschiedenen Ficusarten<br />
(Moraceae), wie der aus Südostasien stammende Gummibaum (Ficus elastica) und die Birkenfeige<br />
(Ficus benjamina).<br />
Das Phänomen der Träufelspitze, die das Ablaufen des Niederschlags erleichtern soll, ist besonders<br />
deutlich bei der Pappelfeige (Ficus religiosa) ausgeprägt, wo sie sogar zu einer Regenrinne gekielt<br />
ist.<br />
Eine weitere Besonderheit ist die an die Trockenheit angepasste xeromorphe Blattstruktur der Gummibaumblätter.<br />
Eine dicke, verdunstungsvermindernde Wachsschicht sorgt für die perfekte Anpassung<br />
der Blätter des <strong>La</strong>ubdachs, die der starken Sonneneinstrahlung direkt ausgesetzt sind. Während der<br />
Mittagszeit herrscht in diesen Höhen extreme Trockenheit.<br />
Nadelbäume sind in den Tropen relativ selten. Man findet sie meist in Bergwäldern. Charakteristisch<br />
sind die blattartig verbreiterten Nadeln, wie sie auch die, oft in Gärten wachsenden, Araukarien aufweisen.<br />
LAUBAUSSCHÜTTUNG<br />
Die <strong>La</strong>ubbäume der Tropen unterscheiden sich in einigen Merkmalen von denen der gemäßigten Breiten.<br />
Dazu zählt einerseits die <strong>La</strong>ubausschüttung, bei der durch das schnelle Blattwachstum während<br />
der Knospenentfaltung die Versorgung mit Festigungselementen (Blattadern) und Chlorophyll nicht<br />
standhält und ganze Zweige samt Blättern zunächst blass rötlich bis bräunlich gefärbt, schlaff herunter<br />
hängen. Erst einige Tage später richten sich die Blätter auf und ergrünen. Die <strong>La</strong>ubausschüttung stellt<br />
vermutlich einen Schutz der jungen Blätter vor starken tropischen Regenschauern dar und tritt beispielsweise<br />
bei der Birkenfeige (Ficus benjamina, Moraceae) auf.<br />
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