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Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica

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Fünf Tage in Paris<br />

Wir nahmen am Bahnhof Abschied, wünschten einander fröhliche Weihnachten<br />

und fuhren mit der Metro sofort zu unserem alten Hotel Transatlantique,<br />

wo wir ein großes Zimmer mieteten. Während der Anmeldeformalitäten<br />

entdeckten wir zu unserer großen Überraschung, dass noch ein<br />

Holländer im Hotel logierte, und es stellte sich heraus, dass es Zippi war.<br />

Obwohl wir wiederholt baten, uns die Zimmernummer zu sagen, verweigerte<br />

man das, weil man aus Erfahrung bereits wusste, dass so etwas immer<br />

mit viel Lärm vor sich ging. Am nächsten Morgen hätte man nichts gegen<br />

einen solchen Besuch einzuwenden. So legten wir uns also schlafen mit<br />

dem Gefühl, wieder einmal enormes Glück gehabt zu haben, ohne dass wir<br />

es uns eigentlich verdient hatten.<br />

Herrlich ausgeschlafen erwachte ich in dem riesigen Bett und erinnerte<br />

mich plötzlich, dass Zippi, den ich gerne nach so langer Zeit wiedersehen<br />

wollte, eine Etage unter uns war. Ich erkundigte mich nach seiner Zimmernummer,<br />

und diesmal gab man mir bereitwillig Auskunft. Was machte der<br />

Augen, als ich da so mir nichts dir nichts in sein Zimmer trat. Jetzt hatten<br />

wir Zeit, unser beider Erlebnisse auszutauschen. Zippi arbeitete seit einiger<br />

Zeit auf einer anderen Baustelle in der Nähe von Rouen, aber immer noch<br />

unter Firma Mol wie ehedem, und nun war er auf einige Tage nach Paris<br />

entwischt. Bald würde er offiziellen Urlaub bekommen und hatte diesen<br />

bereits angefragt, um nach Berlin zu fahren. Ich hatte darüber schon in<br />

Bordeaux gehört und fragte nach den Beweggründen.<br />

Dann fuhren wir zu dritt zur Rue de la Chapelle, um zu sehen, wie wir<br />

mit Kurt, Willy oder Max Windmüller in Kontakt kommen konnten.<br />

Um 11 Uhr trafen wir alle drei im Stadtzentrum, in einer der vielen „Dupont“-Bars.<br />

Alle waren ganz perplex, uns so bald wieder in Paris zu sehen,<br />

und erzählten ihnen dann unsere ganze Geschichte. Willy beschloss, mittags<br />

zu unserer Verabredung mit Christiaan mitzukommen. Wir hatten ausgemacht:<br />

mittags um 14 Uhr, Metrostation Notre-Dame-de-Lorette. Zwar<br />

kamen wir etwas zu spät dorthin, aber wie wir uns auch die Augen ausschauten,<br />

keine Spur von Christiaan. Wir dachten, dass er wegen unserer<br />

Verspätung vielleicht weggegangen war, aber er schien nicht der Mensch zu<br />

sein, uns ohne jeden Anhaltspunkt sitzen zu lassen, zumal er keine Adresse<br />

von uns hatte und wir ebenso wenig von ihm.<br />

Je länger wir warteten, desto böser wurden wir auf Christiaan, denn er<br />

hatte uns fest versprochen zu kommen. Vor allem Abraham war sehr ent-<br />

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