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Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica

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Dann konnten sie mich, aber das auch nur im äußersten Notfall, erreichen.<br />

Und so erschienen sie dann völlig aufgelöst. Ich musste Frau Heimann,<br />

meine Wirtin, ziemlich lange überreden, und nur da ihre beiden Kinder,<br />

Dieter und Sonja, gerade auf Reisen waren, willigte sie schließlich ein,<br />

und so durften meine Verwandten bei uns übernachten.<br />

Ich fuhr noch am gleichen Abend los, um ein Obdach für die nächste<br />

Nacht zu finden, aber vergeblich. Ebenso umsonst waren meine Anstrengungen<br />

am nächsten Tag. Ich fuhr den ganzen Tag auf Lores Rad umher<br />

und fand nichts. Mittags, um 15 Uhr, kehrte ich ziemlich müde zurück und<br />

hatte die Absicht, nach einer Weile wieder wegzufahren. Ich stand gerade<br />

auf, um die Wohnung zu verlassen, als es auf einmal ganz lang und anhaltend<br />

klingelte. Ich rief Frau Heimann, die auf dem Dach in der Sonne lag,<br />

damit sie die zwei Etagen tiefer liegende Haustür öffne. Ich hatte zwar<br />

schon selbst auf den elektrischen Klingelknopf gedrückt, aber die Tür unten<br />

wollte nicht aufspringen. Daher ging ich selber hinunter um zu öffnen. Inzwischen<br />

hatte aber Frau Heimann nochmals gedrückt und dieses Mal mit<br />

Erfolg. Daher kam es, dass - während ich halbwegs auf der Treppe war -<br />

mir vier grimmig dreinschauende Herren entgegenstürmten und ich, der<br />

unbefangen tun wollte, sie zu passieren gedachte. Denn beim ersten Augenaufschlag<br />

wusste ich, worum es sich handelte. Aber man versperrte mir den<br />

Weg weiter nach unten und so kehrte ich um.<br />

Oben, an der Wohnungstür, entwickelte sich folgender, sehr kurzer Dialog<br />

zwischen den Herren und Frau Heimann:<br />

„Heimann?“<br />

„Ja, das bin ich.“<br />

„Deutsche Polizei, Ausweise!“<br />

Ich war inzwischen in der Wohnung und völlig ratlos. Ein unglaublicher<br />

Schrecken hatte mich erfasst. Also jetzt ist es aus!<br />

Meine Schläfen hämmerten, das Blut dröhnte im Kopf, und meine Knie<br />

zitterten. In der rechten Hintertasche meiner Hose befanden sich noch 10<br />

Lebensmittelkarten und in der linken ein Blanko-Personalausweis. Ich wurde<br />

von einem der Polizisten aufgefordert meinen Ausweis abzugeben. Unbesehen<br />

steckte er diesen in die Tasche, ebenso wie den deutschen Pass der<br />

Frau Heimann. Ich lief durch das Wohnzimmer ans Fenster und sah auf die<br />

Straße nach etwaiger Bewachung oder einem Auto. Nichts. Still lag das<br />

Plätzchen da, friedlich im sonntäglichen Sonnenschein. Dann hörte ich, wie<br />

einer kommandierte:<br />

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