Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica
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Gouda 1941-1943<br />
Die Gemeinschaft, die wir dort vorfanden, bestand aus ungefähr 25 Jungen<br />
und Mädchen im Alter von 16-17 Jahren, also etwas jünger als ich, und viel<br />
jünger als Ernst Goldstein, der schon 27 Jahre war. Erich war derjenige, der<br />
sich am schnellsten einlebte. Um das Wohnhaus, eine Art kleine Villa,<br />
erstreckte sich ein Stück Land, das von den Zöglingen unter Leitung eines<br />
holländischen Vorarbeiters bearbeitet wurde. Meistens handelte es sich um<br />
verschiedene Gemüsesorten, wie es in der ganzen Umgebung von Gouda<br />
üblich war. Die Leiter dieses Heims waren das Ehepaar Manfred und Schuschana<br />
Litten. Er, ein deutscher Intellektueller, war mit der geistigen und<br />
kulturellen Erziehung beauftragt, und Schuschana, eine jüdische Holländerin<br />
aus Amsterdam, fungierte als Hausmutter und erfreute uns öfters mit<br />
ihrer schönen Stimme, begleitet von Ernst am Klavier.<br />
Bald beschlossen wir beide, uns selbständig zu machen, da wir uns wegen<br />
des Altersunterschieds nicht recht anpassen konnten.<br />
Gouda war eine Kleinstadt, berühmt wegen ihres Käse. Es gab eine kleine<br />
jüdische Gemeinde, eine Synagoge, die ich hin und wieder besuchte, und<br />
ein Altersheim, das noch später zur Sprache kommen wird.<br />
Bald fand jeder für sich Arbeit und eine Wohnung in der Stadt, während<br />
wir unsere Mahlzeiten auch weiterhin im Heim Catharinahoeve einnahmen.<br />
Ernst und ich fanden Arbeit bei zwei Blumenzüchtern, die Brüder waren.<br />
Der eine züchtete die Blumen auf Feldern oder in Gewächshäusern,<br />
und bei dem arbeitete ich, während der andere Bruder einen Blumenladen in<br />
der Stadt hatte und die Blumenzüchterei nur nebenbei betrieb. Wir waren<br />
Schuschana Litten wurde während ihrer“illegalen“<br />
Tätigkeit verhaftet und deportiert, sie wurde Opfer<br />
des Holocaust.<br />
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