Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica
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Am nächsten Nachmittag saß ich mit Kurt, Willy und Zippi wieder in<br />
einem Café, um die letzten technischen Einzelheiten festzulegen, die meinen<br />
Auftrag betrafen. Ich bekam 5.000 Francs, um davon sechs Wochen zu<br />
leben, mit einem Tagessatz von 120 Francs. Außerdem gab man mir fünf<br />
Blanko-Marschbefehle. Einen davon stellte Kurt sofort aus, indem er aus<br />
dem gewöhnlichen Marschbefehl einen Sonderausweis machte.<br />
Ich hatte nämlich die Absicht, über Pau - das heißt durch die Sperrzone -<br />
nach Toulouse zu fahren, wollte dann in Peyrehorade Station zu machen,<br />
um dort Erkundigungen über Abraham einzuholen. Danach gingen Zippi<br />
und ich und noch einige Chawerim ins Kino und sahen einen leichten deutschen<br />
Film. Um 18 Uhr fuhr Zippi mit einem bestimmten Auftrag nach<br />
Marseille. Es war diesmal nur ein kurzes Wiedersehen mit ihm gewesen,<br />
aber wir hofften uns eine Woche später in Paris zu treffen.<br />
Ich sollte, wie gesagt, Samstag in Toulouse sein, vor allem um zu erfahren,<br />
ob ein neuer Transport nach Spanien in Aussicht sei. So ja, dafür hatte<br />
mir Kurt genaue Anweisungen gegeben. Im anderen Fall sollte ich am<br />
Dienstag darauf wieder nach Paris kommen. Kurt fuhr am nächsten Tag,<br />
Mittwoch, mit Kurt Mendel nach Labouheyre, um mit dem Arbeitgeber<br />
verschiedene Dinge zu regeln. Abends war er wieder zurück.<br />
An diesem Abend ging ich wieder ins Kino, dieses Mal mit Ernst Kahn, und<br />
wir sahen uns den französischen Film “Vautri" mit Michel Simon an. Ich lief<br />
noch auf dem Nachhauseweg am Hotel der Jungen aus Labouheyre vorbei und<br />
traf dort Kurt, der noch kein Nachtquartier gefunden hatte. Wir versuchten<br />
etwas zu finden im Hotel von Horst Markus, der auch in Bordeaux arbeitete,<br />
aber daraus wurde nichts. Zum Schluss teilte er das Bett mit einem der Jungen<br />
aus Labouheyre. Ich selbst war sehr besorgt, am nächsten Morgen rechtzeitig<br />
wach zu werden, da ich die ganze vergangene Nacht im Zug verbracht hatte.<br />
In gefährlicher deutscher Haft<br />
Ein schicksalsschwerer Tag brach an. Es war der 10. Februar 1944. Ich wurde,<br />
dank sei dem Schicksal, beizeiten wach, und nachdem ich mich reisefertig<br />
gemacht hatte, fuhr ich mit der Straßenbahn zum Bahnhof. Dort traf ich Moos<br />
Hartog, Josef Heinrich und Ernst Röttgen, die bis Labouheyre mitfahren<br />
würden. Es war noch stockdunkel. Auf dem dritten Bahnsteig fanden wir den<br />
Personenzug nach Dax, und von dort wollte ich den Autobus nach Peyrehorade<br />
nehmen. Wir suchten uns Plätze und um 7:30 Uhr fuhren wir ab. Viel<br />
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