Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica
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sorgung mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen nicht zu stören. Aber aus<br />
dem Zurückbringen wurde nichts. Im Gegenteil! In Amsterdam ereignete<br />
sich zu der Zeit eine Explosion in einem Offiziersklub, und als Repressalie<br />
wurde Jagd auf junge Juden gemacht. Da aber kurz zuvor den deutschen<br />
Behörden eine Liste ehemaliger Werkdorp-Angehöriger zwecks Rückführung<br />
ins Werkdorp überreicht worden war, machten sie von dieser Liste mit<br />
genauen Adressen Gebrauch, und so kam es, dass viele von ihnen verhaftet<br />
wurden. Einige hundert wurden ins Lager Mauthausen geschickt, und einige<br />
Wochen danach kamen schon die ersten Todes-Meldungen.<br />
Bei meinem ersten Besuch nach dieser Aktion in Amsterdam erzählten<br />
mir meine Verwandten, dass man auch mich bei gesucht hatte, aber die<br />
Polizisten bekamen die richtige Antwort, eben, dass ich mich im Werkdorp<br />
befände. So hatte ich also dieses Mal Glück gehabt! Da man nun einsah,<br />
dass es für das Werkdorp keine Zukunft mehr gab, beschloss man, es im<br />
Sommer freiwillig aufzulösen, bevor die Deutschen es tun würden.<br />
Mir standen zwei Möglichkeiten offen: entweder auf einen Bauernhof<br />
zu gehen und dort meine landwirtschaftliche Schulung fortzusetzen, oder in<br />
dem Städtchen Gouda mich einer Gemeinschaft anzuschließen, die sich vor<br />
allem mit Gartenbau beschäftigte.<br />
Ich entschied mich für das Letztere und verließ im August mit zwei anderen,<br />
Erich Sander und Ernst Goldstein, das Werkdorp für immer und fuhr<br />
mit ihnen nach Gouda.<br />
46<br />
Wie dies in Deutschland<br />
schon ab 1935 geschah,<br />
wurden nach der deutschen<br />
Besetzung der Niederlande<br />
auch die dortigen Juden<br />
durch Verbotsschilder ausgegrenzt.