Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica
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Schlag für uns. Allerlei Pläne wurden vorgeschlagen, aber keiner war zu<br />
gebrauchen. Außerdem wurde jeden Tag die Gruppe vom „Maquis“ erwartet,<br />
sodass Toulouse schnellstens geräumt werden musste. Sehr besorgt<br />
gingen wir schlafen.<br />
Am anderen Tag ging der eine mit dem anderen spazieren, und man<br />
sprach hauptsächlich über die Zukunft. Mir war der Gedanke schrecklich,<br />
für die Deutschen an die Arbeit zu gehen, da ich mit all dem schon längst<br />
abgeschlossen hatte. Daher sagte ich auch Willy, dass ich es auf keinen Fall<br />
tun würde.<br />
Nachmittags traf ich Heinz Moses in einem Café-Concert auf dem Boulevard<br />
Strasbourg in düstere Gedanken vertieft. Ich war auch nicht in viel<br />
besserer Stimmung. Das Orchester spielte zwar sehr nette, zerstreuende<br />
Melodien, während wir beide alle möglichen, schweren Probleme wälzten.<br />
Gegen 18 Uhr trennten wir uns. Ich kehrte ins Hotel zurück und fand eine<br />
Nachricht vor, dass Kurt mit dem 14-Uhr-Zug in der Stadt angekommen<br />
war. Irgendwie kam mein Vertrauen wieder, dass schließlich alles gut gehen<br />
würde. Auf dem Weg, die Gruppe vom „Maquis“ abzuholen, traf ich Willy,<br />
und kurz danach sahen wir Kurt am Bahnhof stehen. Er bestand darauf,<br />
wegen seiner Ankunft kein Aufsehen zu erregen, und so ging ich in die<br />
Stadt zurück, um mich mit Lore zum Abendessen in einem unserer beliebten<br />
Restaurants zu treffen. Während des Desserts kam Rolf Rothmann und<br />
brachte einen Zettel von Emil Windmüller, der mich in einem Restaurant in<br />
Bahnhofsnähe sprechen wollte.<br />
Ich eilte sofort dorthin, und es gab eine großartige Wiedersehensfreude<br />
nach mehr als drei Monaten. Die Zeit war zu kurz, um alle unsere Erlebnisse<br />
zu erzählen. Bei uns saßen noch Paul Landauer und Sussi. Kurt hatte die<br />
drohende „Volksansammlung“ in Toulouse zu verhindern versucht, indem<br />
er die Gruppe vom „Maquis“ sofort nach Paris umdirigierte. Ich begleitete<br />
alle zum Bahnhof und traf dadurch noch viele Freunde, alles ehemalige<br />
Fahrtgenossen von unserer ersten Pyrenäentour, die bis jetzt in den Bergen<br />
gehaust hatten. Wir hofften auf ein baldiges Wiedersehen, dann zogen sie<br />
unter Leitung von Heinz Meyerstein als Transportführer los nach Paris.<br />
Kurt, Willy und ich gingen nach Hause, denn am Abend wollte man alles<br />
besprechen.<br />
Im Hotel „Dobriac“ wurde die Versammlung gehalten, und nach vielem<br />
Hin und Her musste jedem klar sein, dass eine kurze Arbeitsperiode in Ermangelung<br />
einer besseren Lösung nicht zu umgehen war. Ich sollte noch in<br />
der selben Nacht nach Bordeaux fahren, um die dort wartenden Chawerím<br />
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