Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica
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Der dritte Fluchtversuch<br />
Am Dienstag, den 11. Januar 1944, sollten wir alle nach Bordeaux zurückfahren.<br />
Kurt kam mit einigen Jungen aus Auffay erst drei Minuten vor Abfahrt<br />
des Zuges am Bahnhof Austerlitz an. Ich hatte heftige Kopfschmerzen<br />
und wollte nicht die ganze Nacht im übervollen Zug stehend zubringen.<br />
Daher beschlossen Abraham, David Mühlrad, einer der aus der Kanalzone<br />
Geflüchteten, und ich, erst zwei Tage später nach Bordeaux zu kommen, da<br />
wir sowieso nichts zu versäumen hatten. David Abraham hatte von einem<br />
zufälligen Bekannten die Adresse eines Passeurs in der Nähe der Pyrenäen<br />
bekommen, und so schienen wir nicht mehr so angewiesen zu sein auf<br />
Christiaan. Unser Hauptziel war und blieb, eine Möglichkeit zu finden, um<br />
nach Spanien zu kommen.<br />
Am 13. Januar 1944, um 7 Uhr morgens, kamen wir wieder in Bordeaux-St.Jean<br />
an.<br />
Nachmittags trafen wir uns mit Kurt auf dem Postamt und besprachen unsere<br />
nächsten Beschäftigungen. Abraham und David sollten zur Adresse des<br />
Passeurs fahren und auf dem Rückweg in Peyrehorade Halt machen, um dort<br />
bei Christiaans Freund etwas über diesen in Erfahrung zu bringen. Kurt war<br />
der Ansicht, dass jener verhaftet sein musste. Ich sollte noch am gleichen<br />
Abend nach Labouheyre fahren, wo eine Holzfällergruppe von uns hauste,<br />
um dort verschiedene Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Wir nahmen<br />
auf dem Bahnhof Abschied von einander und keiner von uns ahnte, dass sich<br />
in diesem Augenblick unerwarteterweise unsere Wege für immer trennen<br />
würden. Ich kam mit einigen Schachteln Keks beladen in Labouheyre an und<br />
fand die Jungen im Kino, wo ich, wohl oder übel, auch hinein musste.<br />
Danach besprachen wir noch alles in ihren Wohnbaracken, wo ich auch<br />
übernachtete.<br />
Am nächsten Morgen begleitete ich die Holzfäller zu ihrer Arbeitsstelle,<br />
denn ich hatte genug Zeit bis zur Abfahrt des Zuges und war dann um 12:30<br />
Uhr in Bordeaux zurück.<br />
Abraham und David sollten spätestens am 20. Januar 1944 wieder zurück<br />
sein, und ich hegte die Hoffnung auf Erfolg ihrer Bemühungen. Aber<br />
der Tag kam und keine Spur von ihnen.<br />
Ich nahm an, dass sie sich vielleicht entschlossen hätten, in Toulouse<br />
Station zu machen, aber Willy, der gerade von dort kam, wusste von nichts.<br />
Wir begannen langsam unruhig zu werden, aber da gerade tauchte Kurt in<br />
Bordeaux auf mit der frohen Nachricht, dass man in Toulouse wieder einen<br />
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